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Medizin am Abend Berlin Fazit: Entwicklungspsychologie: Freundschaft geht über Fairness

Beim Teilen handeln Kinder danach, wie sehr sich zu einem anderen hingezogen fühlen. Selbst einem sehr reichen Freund geben sie mehr als einem armen Dritten – zumindest, wenn es um Sticker geht. 
 
Schon kleine Kinder teilen mit anderen. In vielen Studien untersuchen Entwicklungspsychologen weltweit, was Kinder bewegt, freiwillig etwas abzugeben, und wie sich dies über die Jahre entwickelt. Bei der Interpretation der Ergebnisse herrscht jedoch Uneinigkeit. Einige Forscher erkennen die Ursprünge moralischer Überlegungen, wenn Kinder freiwillig etwas abgeben. Andere glauben, dass es Kindern vor allem darum geht, ihre sozialen Beziehungen zu festigen. Markus Paulus, Professor für Entwicklungspsychologie und Pädagogische Psychologie der frühen Kindheit an der LMU, hat nun ein Experiment darauf ausgelegt, genau diese beiden Annahmen zu testen.

  • Das Ergebnis dürfte jene enttäuschen, die das Edle im Kind stilisieren, denn Kinder geben stets ihrem Freund mehr ab als einem armen Fremden – selbst, wenn ihr Freund bereits sehr viel besitzt. Die Ergebnisse sind aktuell in der Fachzeitschrift Journal of Experimental Child Psychology veröffentlicht.

Der Einfluss von Freundschaft nimmt bei Vorschulkindern mit dem Alter zu

Viele Faktoren, die Kinder beim Teilen beeinflussen, sind bereits bekannt: Sie geben beispielsweise Armen eher als Reichen, sie teilen eher mit einem Freund als mit einem Fremden und sie achten darauf, ob ein anderer sich zuvor hilfsbereit gezeigt hat.

„Aber wir wussten noch nicht, was für Kinder das Entscheidende ist“, sagt Paulus. Um ihre stärkste Motivation beim Teilen herauszufinden, hat er Vorschulkinder in mehreren Experimenten mit Stickern ausgestattet, die sie unter verschiedenen Bedingungen und Vorgaben teilen konnten. Die Kinder wurden auf zwei Altersgruppen verteilt, da die Kindergartenjahre für die Entwicklung des sozialen Verhaltens entscheidend sind: Drei- und Vierjährige bildeten die eine, und Fünf- und Sechsjährige die zweite Gruppe.

Die Kinder nannten zunächst den Namen eines guten Freundes und eines Kindes, mit dem sie nicht so gern spielten, und zeichneten von ihnen ein Bild. Dann wurden sie gebeten, ihre Sticker zwischen den beiden aufzuteilen. Entweder konnte sie einige Sticker dem Freund geben, der bereits ein randvolles Heft mit 100 Stickern besaß, oder dem anderen Kind, das gerade einmal drei Sticker hatte. „In diesem Experiment ging es darum, zu testen, ob sich die Kinder bei ihrer Entscheidung, mit wem sie teilen, eher an Freundschaft orientierten oder daran, wie viel der andere hat.

Sie hatten eine starke Präferenz, mit dem Freund zu teilen. Das zeigt, dass die Bereitschaft von Vorschulkindern, etwas abzugeben, in erster Linie von ihrer sozialen Beziehung zum Empfänger abhängt“, sagt Markus Paulus.

In einem anderen Experiment mussten die Kinder ihre Sticker zwischen einem reichen Freund und einem armen Fremden aufteilen. Auch in diesem Szenario bekam der Freund stets am meisten. Verglichen mit dem ersten Experiment zeigten sie sich dem Fremden gegenüber etwas großzügiger als bei einem Kind, das sie nicht mögen. „Sie teilen also lieber mit einem Fremden als mit jemanden, den sie kennen, aber nicht mögen. Das deutet darauf hin, dass sie ungerne an Personen etwas abgeben, die sie nicht mögen“, sagt Paulus. Der Trend, den Freund zu bevorzugen, war bei den älteren Kindern sogar noch stärker ausgeprägt als bei den jüngeren Kindern. „Das deutet darauf hin, dass mit zunehmendem Alter die sozialen Beziehungen noch an Einfluss gewinnen“, sagt Paulus

Weitere Experimente nötig

„Unsere Ergebnisse zeigen, dass Fairness nicht die stärkste Motivation von Vorschulkindern ist. Vielmehr muss man ihre sozialen Beziehungen berücksichtigen, wenn man verstehen will, warum und wie sie teilen“, sagt Paulus. Gerade bei den Fünf- und Sechsjährigen war dieses Ergebnis überraschend, da sie bereits stärker auf Gerechtigkeit achten als jüngere Kinder.

  • Allerdings könnten die Ergebnisse anders aussehen, wenn der arme Dritte deutlich macht, dass er unter der Situation leidet. 

„Das könnte dazu führen, dass der Arme mehr bekommt. Es gibt aus anderen Studien starke Belege dafür, dass Kinder im Vorschulalter beim Teilen auch nach Mitgefühl entscheiden“, sagt Paulus.

Ebenso sagt die Studie nichts darüber aus, wie sich die Kinder verhalten würden, wenn es nicht um Sticker ginge, sondern um lebensnotwendige Bedürfnisse wie Trinken und Essen.

Markus Paulus möchte nun in einer anschließenden Studie herausfinden, wie diese Faktoren das Verhalten der Kinder beeinflussen. Dabei wird aber kein Kind hungern oder dursten müssen – auch dieses Szenario wird mithilfe des Vorstellungsvermögens der Kinder untersucht werden.


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Markus Paulus
Professur für Entwicklungspsychologie und Pädagogische Psychologie der frühen Kindheit
Ludwig-Maximilians-Universität
Tel: 089/2180-5150
E-Mail: markus.paulus@lmu.de
http://www.psy.lmu.de/epp/personen/professoren/markus_paulus/

Publikation:
Markus Paulus: „Friendship trumps neediness“
In: Journal of Experimental Child Psychology 2016
doi: 10.1016/j.jecp.2016.02.001
Luise Dirscherl Ludwig-Maximilians-Universität München

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Geben Sie Acht auf Ihre Niere: CKD - Chronische Nierenkrankheit - chronic kidney disease

Medizin am Abend Berlin Fazit:  2 Mio. Menschen sind in Deutschland von einer chronischen Nierenkrankheit betroffen…

– und nur die wenigsten wissen davon! Eine neue, im Deutschen Ärzteblatt publizierte Studie beziffert erstmals die Prävalenz der chronischen Nierenkrankheit (CKD) in Deutschland. Die Autoren um Prof. Matthias Girndt, Halle, werteten die Daten zur Nierenfunktion der bundesweiten „Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland 2008-2011 (DEGS1)“ aus: Bundesweit sind mindestens 2 Mio. Menschen von einer CKD betroffen. 

Weitere Erkenntnisse: Diabetes mellitus verdoppelt das CKD-Risiko, Bluthochdruck verdreifacht es sogar! 

Außerdem alarmierend: Nur ein Drittel aller Betroffenen weiß von der eigenen Nierenerkrankung. 


Bislang gab es keine validen Daten zur Prävalenz der chronischen Nierenkrankheit („“/CKD) in Deutschland.

Lediglich die Zahl der Patienten im terminalen Stadium der CKD, die einer Nierenersatztherapie bedürfen, konnte anhand von Krankenkassendaten geschätzt werden und wurde mit ca. 100.000 beziffert (etwa 80.000 Dialysepatienten und etwa 20.000 Menschen, die transplantiert wurden und sich in der Transplantationsnachsorge befinden).

  • Für die Zahl der Nierenpatienten in den früheren Stadien der CKD gab es bis dato keinerlei valide Schätzungen.

Eine jüngst im Deutschen Ärzteblatt publizierte Studie [1] zeigt, dass mindestens 2 Millionen Menschen in Deutschland eine Nierenkrankheit mit einer bereits deutlich eingeschränkten Nierenfunktion von unter 60 ml/min/1,73 m2 aufweisen

Die neue Studie wertete die Ergebnisse der bundesweiten „Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland 2008-2011 (DEGS1)“ aus, die Menschen zwischen 18 und 79 Jahren untersucht hatte. „Bezieht man auch die Menschen im Alter von 80 Jahren und darüber mit ein, kommen wir auch bei einer konservativen Hochrechnung auf über 2 Millionen Betroffene“, kommentiert Projektleiter Prof. Dr. Matthias Girndt, Halle/Saale. 

„Das ist viel, denn man darf nicht vergessen, dass bei diesen Menschen die Nierenkrankheit bereits manifest ist. Ihre Nierenfunktion hat sich gegenüber Gesunden beinahe schon halbiert und die Erkrankung schreitet in der Regel weiter voran. 

Viele dieser Menschen werden über kurz oder lang dialysepflichtig“, so der Experte. 

  • Wie die Analyse ergab, waren insbesondere Menschen mit Bluthochdruck und Diabetiker von einer Nierenerkrankung betroffen. Diabetes mellitus erhöhte das CKD-Risiko um das 2,25-Fache, Bluthochdruck sogar um das 3,46-Fache.
  • Als besonders alarmierend sei jedoch die Tatsache, dass nur ein Drittel der Betroffenen von der eigenen Nierenerkrankung wusste, die große Mehrheit demzufolge auch nichts unternimmt, um dem Fortschreiten der Erkrankung entgegenzuwirken. 
„Das ist bedauerlich, denn durch verschiedene Maßnahmen, auch durch den Einsatz von blutdrucksenkenden Medikamenten mit nierenschützendem Potenzial, lässt sich der Progress einer chronischen Nierenkrankheit verlangsamen“, erklärt Prof. Dr. Jan Galle, Pressesprecher der Deutschen Gesellschaft für Nephrologie (DGfN). 

Er verweist auf den Flyer „Geben Sie Acht auf Ihre Nieren. 

Was Nierenpatienten zur Vorbeugung weiterer Nierenschäden beachten sollten“, der anlässlich des Weltnierentags am 10. März 2016 erstellt wurde. „Betroffene, die sich an diese acht Tipps halten, können die Dialysepflichtigkeit oft eine Zeitlang hinausschieben“.
  • Aber auch die nierengesunde Bevölkerung sollte auf die Nieren Acht geben und die eigene Nierengesundheit schützen. 

Im Flyer „Geben Sie Acht auf Ihre Nieren“ [3] wurden acht Tipps zum Nierenschutz für die Allgemeinbevölkerung zusammengetragen. 

Wie wichtig Präventionsmaßnahmen sind, demonstrieren die neuen Daten, denn bisher wurde die Bedeutung der Nierenerkrankung in Deutschland unterschätzt. 

„Wir hoffen, dass die neuen Daten auch den Verantwortlichen in der Gesundheitspolitik die Augen öffnen und die Prävention von Nierenerkrankungen nun stärker in den Fokus der öffentlichen Wahrnehmung gerückt wird“, erklärt Prof. Girndt.
 
[2] http://www.dgfn.eu/fileadmin/download/Presse/WNT2016/Flyer_nicht-dialysepflichti...

[3] http://www.dgfn.eu/fileadmin/download/Presse/WNT2016/Flyer_Allgemeinbev%C3%B6lke...

 
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Wird das Immunsystem des Gehirns doppelt aktiviert, tötet es Nervenzellen ab

Medizin am Abend Berlin Fazit:   Aus Freund wird Feind

Heidelberger Neurophysiologen haben entdeckt, unter welchen Bedingungen Abwehrzellen das Gehirn schädigen / Forschungsergebnisse helfen, Erkrankungen mit entzündlicher Neurodegeneration wie Morbus Alzheimer und Multiple Sklerose besser zu verstehen / Veröffentlichung in PNAS 

Hirngewebe, in dem Abwehrzellen (Mikrogliazellen) grün, ein bestimmter Typ von Nervenzellen rot und Zellkerne blau mit Fluoreszenzfärbungen dargestellt sind.
Hirngewebe, in dem Abwehrzellen (Mikrogliazellen) grün, ein bestimmter Typ von Nervenzellen rot und Zellkerne blau mit Fluoreszenzfärbungen dargestellt sind. Universitätsklinikum Heidelberg
 
Bruchstücke von Bakterienhüllen zusammen mit einem Botenstoff des Immunsystems veranlassen Abwehrzellen des Gehirns, Mikrogliazellen, zum Großangriff – bei dem sie neben den Eindringlingen auch Nervenzellen abtöten.

Ein Forscherteam um Professor Dr. Oliver Kann, Neurophysiologe am Universitätsklinikum Heidelberg, beschreibt in der renommierten Fachzeitschrift „Proceedings of the National Academy of Sciences“ (PNAS) erstmals, was Mikrogliazellen dazu bringt, körpereigene Nervenzellen massiv zu schädigen.

  • Bisher standen Wissenschaftler und Mediziner den überschießenden Entzündungsreaktionen im Gehirn, die bei verschiedenen Erkrankungen auftreten können, ratlos gegenüber. 

Der zugrundeliegende Mechanismus ließ sich mit bisher genutzten Methoden nicht hinreichend klären.  

Bekannt ist allerdings, dass er nicht nur bei bakteriellen Infektionen, sondern auch bei neurodegenerativen Erkrankungen wie Morbus Alzheimer und Multipler Sklerose eine Rolle spielen könnte:

Hier wüten die Mikrogliazellen ebenfalls in den körpereigenen Reihen. 

Die Ergebnisse rücken nun einen potentiellen Ansatzpunkt für neue Therapien in den Fokus:  

die Interaktion zwischen Mikrogliazellen und den Immunzellen des restlichen Körpers.

Die neuen Erkenntnisse gewannen die Wissenschaftler aus einem sehr komplexen Gewebemodell: Dabei werden nicht nur verschiedene Typen von Hirnzellen, sondern ganze Hirnschnitte in einem Nährmedium am Leben erhalten.

So lassen sich der natürliche, hochkomplexe Zellverband aus verschiedenen Nerven- und Gliazellen, deren Funktionen und Interaktionen über längere Zeit beobachten und daher lebensnah studieren.

An solchen Hirnschnitten testeten die Forscher die Reaktion des Zellverbands auf Substanzen, die bei Erkrankungen im Gehirn eine Rolle spielen und für die Mikrogliazellen Detektoren besitzen.

Bakterienbaustein allein aktiviert nur mäßig – keine Gefahr für Nervenzellen

Das ist zum einen ein Baustein von Bakterienhüllen, ein Lipopolysaccharid (LPS).

  • Mikrogliazellen erkennen es mit Hilfe des sogenannten Toll-like-Rezeptor 4 (TLR4) und nehmen so die Fährte eingedrungener Bakterien wie beispielsweise den Hirnhautentzündung auslösenden Meningokokken oder Kolibakterien auf. 

  • Außerdem reagieren die Zellen auf den körpereigenen Botenstoff Interferon-gamma (IFN-), den nur bestimmte Immunzellen von außerhalb des Gehirns, zum Beispiel die sogenannten T-Lymphozyten, bei Kontakt mit Krankheitserregern freisetzen. 
Im Experiment ließen sich die Mikrogliazellen sowohl von dem bakteriellen Lipopolysaccharid als auch von dem Botenstoff der T-Lymphozyten, jeweils separat dem Gewebemodell zugesetzt, aktivieren. Die Nervenzellen beeinträchtigte diese Aktivierung jedoch kaum.

Bakterienbaustein und körpereigener Botenstoff – höchste Gefahr für Nervenzellen

  • Anders, wenn Lipopolysaccharid und Interferon-gamma gemeinsam zugegeben wurden: Die Mikrogliazellen gaben eine so große Menge an Abwehr- und Entzündungsstoffen ab, dass sie damit auch die Nervenzellen vergifteten.
  • Besonders das von den Mikrogliazellen zur Bakterienabwehr freigesetzte Gas Stickstoffmonoxid (NO) setzte den Nervenzellen zu. 

Unterdrückten die Wissenschaftler die NO-Bildung in den Mikrogliazellen durch Zugabe eines speziellen Hemmstoffs, verlief die Abwehrreaktion milder, die Nervenzellen überlebten. 

„Eventuell eröffnet sich damit eine neue therapeutische Möglichkeit, um die Nervenzellen bei entzündlichen Erkrankungen zu schützen“, erklärt Professor Kann, Leiter der Arbeitsgruppe Allgemeine Neurophysiologie am Institut für Physiologie und Pathophysiologie.

Mikrogliazellen reagieren auf Proteinablagerung bei Alzheimer

„Die neuen Daten sind eine Überraschung“, so Kann. „Denn bisher ließen Studien mit einfachen Zellkulturen darauf schließen, dass für die Überreaktion der Mikrogliazellen ein einzelner Stimulus, z.B. das bakterielle Lipopolysaccharid, ausreicht. 

Es scheint aber noch das Startsignal der Lymphozyten nötig zu sein. Das ist bedeutsam für das Verständnis und die weitere Erforschung entzündlicher Hirnerkrankungen.“

  • Obwohl Bakterien bei Alzheimer oder Multipler Sklerose (MS) nicht im Spiel sind, könnte dieser Mechanismus bei neurodegenerativen Erkrankungen wie diesen trotzdem relevant sein: 

Der Toll-like-Rezeptor 4 der Mikrogliazellen funktioniert nur sehr ungenau und reagiert auch auf ein Eiweiß, das sich bei der Alzheimer-Erkrankung im Gehirn ablagert.

  • Die Mikrogliazellen sind dauerhaft in Alarmbereitschaft. Kommen jetzt noch aktivierte T-Lymphozyten hinzu, insbesondere im Rahmen einer weiteren Erkrankung, startet die Entzündung im Gehirn. 

  • Auch bei MS sind Interaktionen zwischen T-Lymphozyten und Mikrogliazellen bekannt.

„Es werden noch weitere experimentelle Studien nötig sein, um zu klären, bei welchen Erkrankungen und Reizen dieser Mechanismus in Gang gesetzt wird“, sagt der Neurophysiologe. An der experimentellen Studie war das Forscherteam des 2015 verstorbenen Professors Dr. Uwe-Karsten Hanisch, Institut für Neuropathologie an der Universität Göttingen, beteiligt.


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Prof. Dr. Oliver Kann
Institut für Physiologie und Pathophysiologie
Universitätsklinikum Heidelberg
Tel. 06221 54-4560
E-Mail: oliver.kann@physiologie.uni-heidelberg.de
Julia Bird Universitätsklinikum Heidelberg


Universitätsklinikum und Medizinische Fakultät Heidelberg
Krankenversorgung, Forschung und Lehre von internationalem Rang

Das Universitätsklinikum Heidelberg ist eines der bedeutendsten medizinischen Zentren in Deutschland; die Medizinische Fakultät der Universität Heidelberg zählt zu den international renommierten biomedizinischen Forschungseinrichtungen in Europa. Gemeinsames Ziel ist die Entwicklung innovativer Diagnostik und Therapien sowie ihre rasche Umsetzung für den Patienten. Klinikum und Fakultät beschäftigen rund 12.600 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und engagieren sich in Ausbildung und Qualifizierung. In mehr als 50 klinischen Fachabteilungen mit ca. 1.900 Betten werden jährlich rund 66.000 Patienten voll- bzw. teilstationär und mehr als 1.000.000 mal Patienten ambulant behandelt. Das Heidelberger Curriculum Medicinale (HeiCuMed) steht an der Spitze der medizinischen Ausbildungsgänge in Deutschland. Derzeit studieren ca. 3.500 angehende Ärztinnen und Ärzte in Heidelberg. www.klinikum.uni-heidelberg.de

Tarnkappen-Effekt: Medikamenten-Transportern mit Clusterin

Medizin am Abend Berlin Fazit:  Tarnkappen-Effekt bei Nanocarriern als Medikamenten-Transporter künftig noch besser nutzbar

Wissenschaftler der Universitätsmedizin Mainz und des Max-Planck-Instituts für Polymerforschung (MPI-P) entschlüsseln Stealth-Effekt von Nanocarriern gegen Fresszellen des Immunsystems. 
 Nanocarrier (gelb) werden von komplexen Mischungen aus Proteinen bedeckt, bevor sie mit Zellmembranen interagieren und dann aufgenommen werden.
 Nanocarrier (gelb) werden von komplexen Mischungen aus Proteinen bedeckt, bevor sie mit Zellmembranen interagieren und dann aufgenommen werden. © MPI-P
 
Mithilfe von „Medikamenten-Transportern“, sogenannten Nanocarriern, gelangen Wirkstoffe an erkrankte Stellen im Körper. Dort forcieren sie den Heilungsprozess.

Damit die Fresszellen des Immunsystems sie aber nicht vor Erreichen des Wirkortes aufspüren, sind die Nanocarrier-Oberflächen mit dem biokompatiblen Polymer Polyethylenglykol (PEG) versehen. 

  • Dieses rekrutiert bestimmte Proteine aus dem Blutplasma und bildet dadurch eine Art Tarnkappe auf den Nanocarriern. 

Deshalb heißt das Prinzip auch Tarnkappen-Effekt oder Stealth-Effekt.

Wissenschaftler der Universitätsmedizin Mainz und des MPI-P fanden nun heraus, welche speziellen Proteine an das PEG anhaften müssen.

Auf Basis dieser Entdeckung, veröffentlicht in der Februar-Ausgabe des Magazins Nature Nanotechnology, lassen sich Nanocarrier als Medikamenten-Transporter besser vor den Fresszellen des Immunsystems verbergen. 

Die Wissenschaftler haben diese Erkenntnis bereits auf andere Polymere, sogenannte Polyphosphate, übertragen.

  • Diese sind im Vergleich zu PEG biologisch abbaubar und daher hoffnungsvolle Kandidaten für Wirkstoffträger in der langfristigen Therapie von chronischen Krankheiten.

Proteinbeladung bestimmt Stealth-Effekt

Die Eigenschaft von PEG, Nanocarrier und andere Substanzen länger im Blut zirkulieren zu lassen, ist in der Medizin bereits bekannt.

  • Allerdings wurde sie bisher damit erklärt, dass PEG eine Verminderung der Gesamtproteinbelegung der Nanocarrier-Oberfläche bewirkt. 

Die Arbeit von Dr. Frederik Wurm und Prof. Dr. Katharina Landfester vom MPI-P und von Univ.-Prof. Dr. Volker Mailänder von der Universitätsmedizin Mainz führt in dieser Art der Oberflächenmodifikation allerdings einen Paradigmenwechsel herbei:

  • Zusammen mit ihren Kollegen konnten die Forscher zeigen, dass nicht die Verminderung einer Proteinanhaftung wesentlich für den Stealth-Effekt ist, sondern die zusätzliche Anreicherung von bestimmten Proteinen. 
  • So stellt nicht PEG selbst die Tarnkappe dar, sondern die Anhaftung von spezifischen Proteinen aus dem Blutplasma, allen voran das Apolipoprotein J, auch Clusterin genannt. 
Durch die selektive Adsorption des Clusterins wird die Tarnung der Nanocarrier erst ermöglicht, damit sie an ihrem jeweiligen Zielort im Körper ankommen. 

Dies fanden die Ärzte und Biowissenschaftler heraus, indem sie verschiedene Nanocarrier veränderten und vergleichende Studien mit den anhaftenden Proteinen durchführten. „Mithilfe der hochauflösenden Massenspektrometrie konnten wir aus dem komplexen Gemisch des Blutplasmas genau analysieren, welche Proteine auf den Nanocarriern haften bleiben und wie sich diese zusammensetzen“, erklärt Mailänder.

„Durch diese Erkenntnisse gelang es uns ebenfalls, eine neue Substanzklasse als Alternative zu PEG zu etablieren:

Polyphosphat lässt sich vollständig biologisch abbauen, während das derzeit verwendete PEG bei einer Langzeitabgabe im Körper akkumulieren und Unverträglichkeiten hervorrufen kann“, ergänzt Wurm.

„Dieses Ergebnis eröffnet auch die Möglichkeit, vollständig auf künstliche Materialien zu verzichten und für den Stealth-Effekt natürlich vorkommende Proteine zu nutzen“. Landfester fügt hinzu: „Mainz bietet für ein solches Forschungsprojekt einen einzigartigen Standort, weil es polymere Synthese, Kolloidchemie und Biomedizin kombiniert und somit eine ideale Ausgangsituation darstellt“. „Nanocarrier spielen in der therapeutischen Anwendung eine wichtige Rolle. Die neuen Erkenntnisse von Dr. Mailänder und Dr. Wurm auf diesem Forschungsfeld haben Meilensteincharakter“, so der Wissenschaftliche Vorstand der Universitätsmedizin Mainz, Univ.-Prof. Dr. Ulrich Förstermann.

Wirkstoffe gelangen effizient ans Ziel
Diese Erkenntnisse werden die Entwicklung neuer Medikamente zur Bekämpfung von erkranktem Gewebe, beispielsweise Tumoren, wesentlich beeinflussen.

So kann damit beispielsweise die Gesamtdosis bei verlängerter Wirkzeit reduziert werden. Dies ist insbesondere für nebenwirkungsreiche chemotherapeutische Tumorbehandlungen entscheidend.


Über das Projekt:
Gefördert wird das Projekt vom Sonderforschungsbereich SFB 1066 „Nanodimensionale polymere Therapeutika für die Tumortherapie“ der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) sowie vom Forschungszentrum für Immuntherapie (FZI) der Universität Mainz und von „BiomaTiCS – Biomaterials, Tissues and Cells in Science“.


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Verena Hochrein Max-Planck-Institut für Polymerforschung

Ackermannweg 10
55128 Mainz
Postfach 3148
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Deutschland
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Telefon: +49 6131 379-132
E-Mail-Adresse: hochrein@mpip-mainz.mpg.de


GenderMedizin: Patienteninformation Mantelzell-Lymphom: Erkrankung des lymphatischen Systems

Medizin am Abend Berlin Fazit:   Aktualisierte Neuauflage ist erschienen

Das Mantelzell-Lymphom ist eine bösartige Erkrankung des lymphatischen Systems, an der in Deutschland jedes Jahr etwa 1.500 Patienten neu erkranken. Das Kompetenznetz Maligne Lymphome e.V. (KML) hat seine ausführliche Informationsbroschüre zu diesem Krankheitsbild aktualisiert. Diese informiert Patienten und ihre Angehörigen über den Ursprung, die Symptome und die leitliniengerechte Behandlung des Mantelzell-Lymphoms. Hinweise auf Therapiestudien, referenzpathologische Institute und Selbsthilfegruppen runden die Broschüre ab, die kostenlos beim KML bestellt und unter http://www.lymphome.de angesehen werden kann. 
 
  • Das lymphatische System mit seinen Zellen und Organen ist für die Abwehr unseres Körpers gegen Krankheitserreger zuständig. 
  • Beim Mantelzell-Lymphom kommt es zu einer enormen Vermehrung von bösartig veränderten weißen Blutkörperchen, sogenannten B-Lymphozyten. 
Diese für die Abwehr funktionslosen Tumorzellen häufen sich in den Lymphknoten und in der Milz an. 


Cover der Broschüre "Mantelzell-Lymphom"
 Cover der Broschüre "Mantelzell-Lymphom" Copyright: Kompetenznetz Maligne Lymphome e.V.

Da die meisten Mantelzell-Lymphome anfangs kaum oder nur leichte Beschwerden verursachen, werden sie häufig erst in einem fortgeschrittenen Stadium entdeckt.

Am häufigsten erkranken Menschen in einem höheren Lebensalter (im Mittel 65 Jahre), aber auch jüngere Menschen können ein Mantelzell-Lymphom bekommen.

Männer sind ungefähr viermal häufiger betroffen als Frauen.

Mit Hilfe klinischer Therapiestudien konnte die Behandlung des Mantelzell-Lymphoms in den vergangenen Jahren stetig verbessert werden. Abhängig vom Alter des Patienten und seinem Allgemeinzustand können eine Reihe verschiedener Therapiemöglichkeiten zum Einsatz kommen. Die Behandlung sollte ausschließlich durch erfahrene Fachärzte für Hämatologie und Onkologie erfolgen.

Autor der Broschüre ist Prof. Dr. med. Martin Dreyling (München), der auch der Koordinator des Europäischen Mantelzell-Lymphom Netzwerks (EMCLN) ist. Wir danken der Leukämiehilfe Rhein-Main e.V., die uns bei der Konzipierung dieser Patienteninformation unterstützt hat. Besonderer Dank gilt der Deutschen Leukämie- & Lymphom-Hilfe (DLH) für inhaltliche Anregungen sowie der Janssen-Cilag GmbH, die die Herstellung finanziell ermöglicht hat. Das Unternehmen hatte keinen Einfluss auf die Inhalte.



Kompetenznetz Maligne Lymphome e.V., Uniklinik Köln, D-50924 Köln, Telefon +49 (0)221 478-96000, Fax: +49 (0)221 478-96001, E-Mail: lymphome@uk-koeln.de, Internet: http://www.lymphome.de

Silke Hellmich, Kompetenznetz Maligne Lymphome e.V., Tel.: +49 (0)221 478-96005, E-Mail: silke.hellmich@uk-koeln.de

Im Kompetenznetz Maligne Lymphome e.V. (KML) haben sich deutschlandweit Wissenschaftler und Versorgungseinrichtungen zusammengeschlossen, die im Bereich der bösartigen Erkrankungen des lymphatischen Systems führend sind. Die Kooperation trägt dazu bei, die Kommunikation und den Wissenstransfer zwischen Wissenschaftlern, Ärzten und Betroffenen zu verbessern. Das Kompetenznetz Maligne Lymphome ist eines von inzwischen 21 Kompetenznetzen in der Medizin, die auf Initiative des Bundesministeriums für Bildung und Forschung gegründet wurden.

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Reaktorkatastrophe von Tschernobyl: Waldpilze

Medizin am Abend Berlin Fazit:  Gute Nachricht für Feinschmecker: Trüffel sind nicht radioaktiv

Auch 30 Jahre nach der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl reichern manche Waldpilze gefährliche Mengen von Radioaktivität an. 

Mit einer Ausnahme: Wilde Trüffel, eine der teuersten Delikatessen der Welt. 

Dies berichten Schweizer und deutsche Forscher, die Burgundertrüffel aus Mitteleuropa analysiert haben, im Fachjournal "Biogeosciences". 

Trüffelhund "Miro", der dem Mitautor Simon Egli gehört, mit einem Burgundertrüffel aus der Schweiz.
Trüffelhund "Miro", der dem Mitautor Simon Egli gehört, mit einem Burgundertrüffel aus der Schweiz.
Foto: Simon Egli
 
  • Nach der Nuklearkatastrophe von Tschernobyl von 1986 verteilten Wind und Regenfälle beträchtliche Mengen von radioaktiven Partikeln, insbesondere Cäsium-137 (137Cs), weit über den europäischen Kontinent. 

 "Vielerorts ist der Humus, die oberste Waldbodenschicht, noch heute radioaktiv verseucht", sagt Ulf Büntgen, Leiter der Dendroökologie-Gruppe an der Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL.

Den unterirdisch wachsenden Burgunder- oder Sommertrüffeln (Tuber aestivum), die Feinschmecker wegen ihres nussigen Aromas schätzen, scheint dies jedoch nichts anzuhaben. "Wir waren sehr überrascht, dass sämtliche untersuchten Exemplare kaum 137Cs aufwiesen", sagt Büntgen.

Radioaktivität in der Nahrungskette

  • Überraschend ist dies vor allem, weil Trüffel wie viele Pilze unterirdisch wachsen und ihre Nährstoffe aus dem Humus gewinnen, der radioaktiven Ausfall akkumulieren kann. 
  • Hirschtrüffel zum Beispiel, die nicht zur Gattung Tuber gehören und deshalb auch "falsche" Trüffel genannt werden, gehören zu den am stärksten radioaktiv belasteten Pilzen. 
  • Sie schmecken Rehen und Wildschweinen besser als den Menschen. 
  • Deshalb weisen laut den Forschern in den von Tschernobyl am stärksten verseuchten Gegenden nicht nur die Pilze, sondern auch das Wildfleisch bis heute zu hohe 137Cs-Werte auf.

Die Forscher wollten herausfinden, ob dies bei Burgundertrüffeln auch der Fall ist. "Wir fokussierten auf Burgundertrüffel wegen ihrer weiten geographischen Verbreitung", erklärt Büntgen. "So konnten wir Fruchtkörper aus einem breiten Spektrum von Umweltbedingungen sammeln." 

Der noch teurere Schwarze oder Périgord-Trüffel komme hingegen nur in der Mittelmeerregion vor.


Burgundertrüffel
 Burgundertrüffel Foto: Simon Egli

Mit Hunden gesammelt

Die Wissenschaftler analysierten 82 Burgundertrüffel aus ganz Europa, die zwischen 2010 und 2014 mit Hilfe von ausgebildeten Trüffelhunden gesammelt worden waren. Sie stammten aus diversen natürlichen Lebensräumen und Plantagen in der Schweiz, Deutschland, Frankreich, Italien und Ungarn.

Alle Proben enthielten vernachlässigbare Werte von Radioaktivität, berichten die Forschenden in Biogeosciences.

Die 137Cs-Werte lagen unter der Nachweisgrenze von 2 Becquerel pro Kilogramm. Dies liegt weit unter der Toleranzschwelle von 600 Becquerel pro Kilogramm, was bedeutet, dass die Trüffel aus den untersuchten Regionen bedenkenlos gegessen werden können.

"Der Erfolg der Trüffelhunde definierte die Stichprobengebiete", erklärt Büntgen. "Wir versuchten, so viele Fruchtkörper wie möglich aus einer möglichst grossen Region zu bekommen." Die Stichprobenverteilung sei somit zwar nicht optimal, aber gut genug für eine erste Erhebung und Interpretation.

Die Forschenden können nichts dazu sagen, wie die Resultate aussehen würden, wenn sie Trüffel in stärker 137Cs-verseuchten Gebieten wie Weissrussland, der nördlichen Ukraine oder Mittelösterreich gesammelt hätten. "Wir wissen es nicht", sagt Büntgen. "Wir werden unsere Suche jedoch auf weitere Regionen ausweiten."

Unklar ist ebenfalls, warum die Burgundertrüffel weniger anfällig für die Aufnahme von Radioaktivität sind als andere Pilze.

  • Die Wissenschaftler vermuten, dass es damit zu tun hat, wie Tuber aestivum Nährstoffe aus dem Boden aufnimmt. 

Sie betonen jedoch, dass es weitere Abklärungen braucht, um genau zu wissen, warum Burgundertrüffel nicht radioaktiv sind.


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Reinhard Lässig Eidgenössische Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL



Killer-T-Zellen: Virusinfizierte Zellen: Zytotoxischen T-Lymphozyten

Medizin am Abend Berlin Fazit:  „Killer-T-Zellen“ sind nur im Team gegen Viren stark

MHH-Forscher: Killer-T-Zellen müssen kooperieren, um virusinfizierte Zellen effektiv zu eliminieren / Wichtig für Zelltherapie und Impfstoff-Entwicklung / „Immunity“ veröffentlicht 
 
  • Zellen des Immunsystems müssen eng zusammenarbeiten, um unseren Körper vor Krankheitserregern zu schützen. 
  • Verschiedene Arten von Immunzellen stehen dabei Bakterien und Viren „Auge in Auge“ gegenüber. 

Und wohl niemand erledigt seinen Job so präzise und elegant wie die zytotoxischen T-Lymphozyten (Killer-T-Zellen), die Virus-infizierte Körperzellen erkennen und gezielt abtöten.

Neue Impfstoffe und Zelltherapeutika sollen genau diesen Mechanismus nutzen – aber noch ist vieles über die Arbeitsweise dieses „James Bond des Immunsystems“ unbekannt.



v.l.: Dr. Stephan Halle und Professor Dr. Reinhold Förster und eine 2-Photonenmikroskop-Aufnahme eines Lymphknotens v.l.: Dr. Stephan Halle und Professor Dr. Reinhold Förster und eine 2-Photonenmikroskop-Aufnahme eines Lymphknotens "Foto:MHH/Kaiser"

Ein Team des Instituts für Immunologie der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) um Professor Dr. Reinhold Förster und Dr. Stephan Halle, PhD, sowie Mitarbeiter um Professor Dr. Martin Messerle aus dem MHH-Institut für Virologie berichtet nun aktuell in der Fachzeitschrift Immunity, wie effektiv Killer-T-Zellen Virus-infizierte Zielzellen abtöten (http://www.cell.com/immunity/home).

Mit Hilfe der sogenannten 2-Photonen-Mikroskopie gelang es den Forschern, erstmals individuelle Killer-T-Zellen bei ihrer Arbeit in virusinfizierten Geweben im Zeitraffer zu filmen.

Man nahm allgemein an, dass Killer T-Zellen im Körper schnell hintereinander immer neue Zielzellen erkennen und alleine töten könnten. 
  • In mehreren unterschiedlichen Infektionsmodellen haben die MHH-Forscher nun jedoch gesehen, dass Killer-T-Zellen nur effektiv sind, wenn sie als „Team“ von drei oder mehr Killer-T-Zellen gleichzeitig oder in sehr kurzem zeitlichen Abstand dieselbe infizierte Zelle attackieren. 
  • „Offensichtlich unterscheiden sich einzelne Killer T-Zellen deutlich in ihrer Wirksamkeit, und nur durch einen synchronisierten Angriff wird die Zielzelle stark genug geschädigt“,sagt Professor Förster. Bei der durch mathematische Modelle unterstützten Auswertung arbeiteten die MHH-Forscher eng mit Wissenschaftlern des Helmholtz-Zentrums für Infektionsforschung (HZI) in Braunschweig zusammen.
„Wir haben auch gesehen, dass Killer-T-Zellen in der Regel keine stabilen Interaktionen mit ihren Zielzellen eingehen, sondern sehr dynamisch und ständig in Bewegung sind.

Dadurch können auch immer wieder neue Killer-T-Zellen eine bestimmte Zielzelle erreichen“, erläutert Dr. Halle.

Diese Ergebnisse werfen ein grundsätzlich neues Licht darauf, wie Killer-T-Zellen ihre Ziele im Organismus zerstören.

Impfstrategien sollten somit zukünftig daraufhin optimiert werden, eine ausreichende Anzahl dieser hochbeweglichen und kooperativ angreifenden Killer-T-Zellen zu generieren.


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Dr. Stephan Halle, PhD
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Stefan Zorn Medizinische Hochschule Hannover

Schnelle Atmung + niedriger Blutdruck + veränderter Bewusstseinszustand = Sepsisverdacht

Medizin am Abend Berlin Fazit:  Sepsis-Update: Neudefinition und Bewertungskriterien

Was ist Sepsis und wie kann man sie schnell und sicher erkennen – Jenaer Sepsis-Spezialisten sind an der Beantwortung dieser Fragen auf dem neuesten wissenschaftlichen Stand beteiligt. In zwei Publikationen im Journal of the American Medical Association hat ein internationales Expertengremium sowohl die Definition der Sepsis überarbeitet und präzisiert, als auch klinische Kriterien zur Krankheitsbewertung evaluiert. 
 
  • Sepsis ist lebensgefährlich. Sepsis hat oft unspezifische Symptome und kann durch verschiedenste Krankheitserreger und als Komplikation jeder Infektion entstehen. 
Aber was ist Sepsis überhaupt und wie kann sie schnell erkannt werden? Diese Frage treibt nicht nur den interessierten Laien um, auch Experten aus Forschung und Klinik haben auf diese Fragen keine endgültige Antwort.

„Seit der letzten Überarbeitung der Definition vor 15 Jahren haben zahlreiche Erkenntnisse hinsichtlich Pathophysiologie, Epidemiologie und klinischem Management den Blick auf das Syndrom stark verändert und somit eine Aktualisierung nötig gemacht“, erklärt Professor Michael Bauer, der Sprecher des Integrierten Forschung- und Behandlungszentrums für Sepsis und Sepsisfolgen CSCC am Universitätsklinikum Jena.

Das CSCC hat zu diesem neuen Wissen zur Sepsis beigetragen. Michael Bauer und weitere Forscher des CSCC gehörten der Expertengruppe an, die von internationalen Fachgesellschaften mit der Neufassung der Sepsis-Definition beauftragt worden waren; diese liegt jetzt vor.

Sepsis: lebensbedrohliche Organdysfunktion nach fehlregulierter Reaktion auf eine Infektion
  • Sie empfiehlt, Sepsis als lebensbedrohliche Organdysfunktion zu definieren, die als Folge einer fehlregulierten Antwort des Körpers auf eine Infektion auftritt. 
  • Von einem septischen Schock soll künftig die Rede sein, wenn besonders schwere Störungen der Zirkulation und des Stoffwechsels die Sterblichkeit deutlich erhöhen. 
Auf die Verwendung von Begriffen wie Sepsis-Syndrom oder Septikämie soll verzichtet werden. Michael Bauer: „Unklare Begrifflichkeiten führten bislang zu erheblichen Diskrepanzen in der Erfassung von Häufigkeit und Sterblichkeit und erschwerten so die Forschung.

Klare klinische Definitionen erleichtern Ärzten und Pflegekräften die Arbeit und wirken sich somit direkt auf den Patienten aus.“

Schnelle Klarheit ist auch das Anliegen einer weiteren Arbeit, die eng mit der Neudefinition zusammenhängt. Darin haben die Autoren, darunter mit Prof. Frank Brunkhorst und Prof. André Scherag auch Wissenschaftler des CSCC, klinische Kriterien zur Einschätzung des Zustandes eines Patienten unter die Lupe genommen. Sie testeten die Aussagekraft und Treffsicherheit standardisierter Bewertungsskalen in Bezug auf Sepsis.

Schnelle Atmung + niedriger Blutdruck + veränderter Bewusstseinszustand = Sepsisverdacht

Dafür durchforsteten sie 1,3 Millionen elektronischer Patientenakten aus amerikanischen Krankenhäusern nach Infektionsfällen, bewerteten diese nach gängigen und neuen klinischen Kriterien und verglichen mit dem tatsächlichen Krankheitsverlauf. Zur Bestätigung wurden weitere 700.000 Fälle aus weltweit 165 Krankenhäusern ausgewertet, u. a. aus der CSCC-Studie ALERTS.

Dabei zeigte sich, dass schon ein minimales Bewertungsschema zur Erkennung ausreicht: 

Zeigt ein Infektionspatient beschleunigte Atmung, niedrigen Blutdruck und veränderten Bewusstseinszustand, so liegt der Verdacht einer Sepsis nahe. 

Dieses Schema kann einfach und ohne Ressourceneinsatz angewendet werden – also auch, wenn Labordaten und Geräte nicht schnell zur Verfügung stehen.

„Die Anpassung der Sepsis-Definition ist ein kontinuierlicher Prozess, der angesichts neuer Erkenntnisse in der Zukunft natürlich fortgeführt werden muss“, betont Michael Bauer. „Wichtig ist jedoch, dass eine standardisierte Definition und klinische Kriterien eine klare Kommunikation und damit die fundierte Abschätzung des Krankheitsausmaßes ermöglichen.“

Originalliteratur:
Seymour CW, Liu VX, Iwashyna TJ, et al. (2016) Assessment of clinical criteria for sepsis: For the third international consensus definitions for sepsis and septic shock (sepsis-3). JAMA 315: 762-774 http://jama.jamanetwork.com/article.aspx?articleid=2492875
Singer M, Deutschman CS, Seymour C, et al. (2016) The third international consensus definitions for sepsis and septic shock (sepsis-3). JAMA 315: 801-810 http://jama.jamanetwork.com/article.aspx?articleid=2492881

Weitere Informationen:
Das Zentrum für Sepsis und Sepsisfolgen CSCC am Universitätsklinikum Jena ist eines von acht integrierten Forschungs- und Behandlungszentren, die vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert werden. Das CSCC widmet sich der Erforschung der Sepsis und deren Folgeerkrankungen. Hierbei betrachten Forscherinnen und Forscher alle Aspekte der Erkrankung, von der Risikobewertung und Prävention über die Akutbehandlung bis hin zur Nachsorge. Daneben sieht das Programm den Ausbau der Forschungsinfrastruktur und die Fortführung der Karriereentwicklungsmaßnahmen für klinische Forscher vor.

Zentrum für Sepsis und Sepsisfolgen CSCC: http://www.cscc.uniklinikum-jena.de


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Prof. Dr. Michael Bauer
Zentrum für Sepsis und Sepsisfolgen, Universitätsklinikum Jena,
E-Mail: Michael.Bauer[at]med.uni-jena.de
Tel. 03641/ 9323110
Dr. Uta von der Gönna Universitätsklinikum Jena

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Arbeitsinstrument Stimme: Stimmerkrankungen bei Lehrern, liebe Rommy in Hannover, und Tino in Potsam, und Kerstin in Berlin

Medizin am Abend Berlin Fazit:   ..... können durch bessere Ausbildung verhindert werden

14. Leipziger Symposium zur Kinder- und Jugendstimme widmet sich der Stimme im pädagogischen Alltag 
 
Das pädagogische Arbeitsmittel Stimme und vor allem deren Gesunderhaltung sind Thema des 14. Leipziger Symposiums zur Kinder- und Jugendstimme. Vom 26. bis 28. Februar treffen sich dazu mehr als 500 Mediziner, Logopäden, Pädagogen sowie Stimm- und Musiktherapeuten aus dem deutschsprachigen Raum in der Messestadt. 

Besonderes im Fokus steht dabei in diesem Jahr die Qualität der Stimmausbildung von Lehrern in Deutschland.

„Ein Lehrer muss 40 Jahre lang mit dem Arbeitsinstrument Stimme arbeiten, und das oft unter schwierigen Bedingungen wie Lärm und das Sprechen zu großen Gruppen“, erläutert Prof. Michael Fuchs, Leiter der Sektion Phoniatrie und Audiologie am Universitätsklinikum Leipzig und Leiter des Symposiums.

„Ob die Stimme dieser Belastung auf Dauer gewachsen ist und damit Erkrankungen oder Berufsunfähigkeiten verhindert werden können, hängt ab von der Qualität der Stimmausbildung während des Studiums“, so Fuchs.

Das belegt eine große multizentrische Studie, deren Ergebnisse die Leipziger Phoniater auf dem diesjährigen Symposium vorstellen werden. Dabei wurden an drei Kliniken 202 Lehrer untersucht, die alle schon seit mindestens 5 Jahren an einer Grundschule, Mittel-/ Oberschule oder am Gymnasium unterrichten.

31 Prozent hatten eine Stimmerkrankung, 69 Prozent waren beschwerdefrei. Dabei zeigte sich ein deutlicher Zusammenhang – je besser die Stimmausbildung während des Studiums, umso gesünder die Stimme. 

  •  „Fehlt eine Stimmausbildung während des Studiums, steigt das Risiko einer Stimmerkrankung um das 1,6-fache“, so Fuchs. Besonders gefährdet sind daher Quereinsteiger, die beispielweise als Naturwissenschaftler in den Lehrerberuf wechseln. In der Studie zeigte sich aber auch, dass besonders Grundschullehrer gefährdet sind, im Laufe ihrer Schullaufbahn eine Stimmerkrankung zu bekommen.
  • Insgesamt ist deutschlandweit der Umgang mit dem Thema Lehrerstimme sehr unterschiedlich geregelt, oftmals erfolgt die Studienzulassung ohne vorherige Tauglichkeitsprüfung. Fehlt dann eine Stimm- und Sprechausbildung im Studium, werden auch stimmlich ungeeignete Kandidaten Lehrer. 
„Nach fünf bis zehn Jahren beginnen dann die Stimmprobleme, die letztlich zu einer Berufsuntauglichkeit führen können“, beschreibt Prof. Fuchs die Folgen.

Auf erste funktionelle Stimmstörungen wie Heiserkeit oder ein Missempfinden können auch Stimmbandknötchen folgen, die wiederum die Funktion der Stimme weiter mindern.

  • Ein Teufelskreislauf, der nur mit einer Behandlung verbunden mit Berufspause durchbrochen werden kann. „Stimmübungsbehandlungen und Stimmheilkuren können hier in allen Stadien helfen“, so der Stimmexperte Fuchs. Als letzte Option bleibt immer auch eine Operation.

Die Folgen einer Stimmschädigung können weitreichend sein: 

Etwa 20 Prozent der neu pensionierten Lehrer wurden aufgrund einer Dienstunfähigkeit in den vorgezogenen Ruhestand versetzt. Hauptursachen sind dabei stimmliche und psychische Beschwerden. 

Viele dieser Ausfälle wären mit einer besseren Stimmausbildung und einem geschulten Stimmeinsatz vermeidbar, ist Prof. Michael Fuchs überzeugt. 

Anregungen dafür liefert die Leipziger Tagung auch in ganz praktischer Weise:

In vier Workshops können die Teilnehmer den Umgang mit der Stimme üben, ob bei Vokal-Improvisationen, im Fall von Konfliktsituationen oder unter Einsatz von komplementären Verfahren wie Qigong.

Das Vortragsprogramm beleuchtet das zentrale Thema aus unterschiedlichen Perspektiven, u.a. mit Blick auf die Auswirkungen der Pädagogen-Stimme auf die Leistungsfähigkeit von Kindern oder Untersuchungen zur Lärmauswirkung auf Stimme und Hören von Erzieherinnen in Kindertagestätten. 

Eingerahmt wird das dreitägige Programm wie jedes Jahr von musikalischen Highlights - zur Eröffnung begrüßen erstmals die Thomaner die Teilnehmer des bereits ausgebuchten Symposiums, den Abschluss bildet ein Auftritt des Leipziger Lehrerchors.


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Madeleine Sorg,
Sektion Phoniatrie und Audiologie, Universitätsklinikum Leipzig, Tel. 0341- 97 21811,
während des Symposiums: Tel. 0341-2144 55
E-Mail: madeleine.sorg@uniklinik-leipzig.de
Helena Reinhardt Universitätsklinikum Leipzig AöR


Herzchirurgische Eingriffe: Überlebensraten

Medizin am Abend Berlin Fazit:  Gesamtzahl der herzchirurgischen Eingriffe auf stabilem Niveau

Fachgesellschaft der deutschen Herzchirurgen veröffentlicht DGTHG-Leistungsstatistik 2015: trotz höherem Durchschnittsalter der Patienten bessere Überlebensraten 
 
Die Fachgesellschaft der deutschen Herzchirurgen, die Deutsche Gesellschaft für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie (DGTHG), hat Mitte Februar 2016 im Rahmen der diesjährigen Jahrestagung in Leipzig die Leistungszahlen und Überlebensraten nach herzchirurgischen Eingriffen für das Jahr 2015 veröffentlicht.

  • Danach ist die Gesamtzahl der Operationen an den 78 Fachabteilungen für Herzchirurgie in Deutschland vom Jahr 2014 auf 2015 nahezu unverändert und liegt bei rund 100.000, wobei sich die Zahlen nach Eingriffsgruppen differenziert unterschiedlich entwickelten.
  • Genau 128.175 Operationen am Herzen haben die rund 930 in Deutschland tätigen Herzchirurgen im Jahr 2015 durchgeführt. Im Jahr 2014 waren es 128.546 herzchirurgische Eingriffe.
  • Trotz des von Jahr zu Jahr steigenden Alters der Patienten in den herzchirurgischen Fachabteilungen – 14,8 Prozent der Patienten waren im vergangenen Jahr 80 Jahre und älter – und der damit einhergehenden Zunahme von Patienten mit Begleiterkrankungen, blieben die Krankenhaus-Überlebensraten in den jeweiligen Eingriffskategorien durchweg stabil.

Herzchirurgische Standorte flächendeckend verteilt
Die Anzahl der Zahl der herzchirurgischen Fachabteilungen bleibt konstant. „Die 78 Fachabteilungen verteilen sich in Abhängigkeit der regionalen Bevölkerungsdichte über die gesamte Bundesrepublik. Angesichts der nachgewiesenen flächendeckenden Versorgung und der aktuellen Behandlungszahlen ist keinerlei Notwendigkeit für die Einrichtung weiterer Fachabteilungen für Herzchirurgie erkennbar“, erklärte Professor Armin Welz, Präsident der DGTHG bei der Präsentation der herzchirurgischen Leistungszahlen.

Zahl der Bypass-Operationen kaum verändert
Ein leichter Rückgang war gegenüber dem Vorjahr (2014) in der Kategorie der isolierten koronaren Bypass-Operation und der Bypass-Operationen mit gleichzeitiger Durchführung eines weiteren herzchirurgischen Eingriffs zu verzeichnen. So veränderte sich die Zahl gegenüber dem Vorjahr marginal von 53.805 (2014) auf 51.941 (2015). Hintergrund dieser Entwicklung ist, dass die `Koronare Herzkrankheit´ (KHK) in steigendem Maße durch eine Katheterintervention mit Einsetzen eines Stents behandelt wird. Unter der Koronaren Herzerkrankung versteht man die Verengung der Herzkranzgefäße, die den Herzmuskel mit Blut versorgen.

  • Die Ergebnisse diverser medizinischer Studien und die aktuellen Empfehlungen medizinischer Leitlinien zeigen: die koronare Bypass-Operation ist bei Befall mehrerer Herzkranzgefäße sowie bei komplexeren Verengungen der Herzkranzgefäße die bessere Wahl für den Patienten sowohl in Hinblick auf die Überlebensrate als auch auf die Lebensqualität.

„Die Entwicklung der Eingriffszahlen der koronaren Bypass-Operation muss jeden Mediziner nachdenklich stimmen. Vergleicht man die bundesdeutschen Eingriffszahlen mit denen anderer Industrienationen wie den USA, zeigt sich proportional zur Bevölkerung eine deutlich andere Verhältnismäßigkeit der koronaren Bypass-Operationen zu den Stentimplantationen. Daher sehen wir die Notwendigkeit eines interdisziplinären Herz-Teams als unabdingbar, so dass Patienten über die Vor- und Nachteile beider Verfahren individuell aufklärt werden“, erläuterte Professor Anno Diegeler, Sekretär der DGTHG.

Zahl der Herzklappenoperationen steigt um rund drei Prozent an
Im Gegensatz zu den koronaren Bypass-Operationen steigt die Zahl der Eingriffe bei Patienten mit erworbenen Defekten der Herzklappen seit Jahren spürbar an. Wurden 2014 noch 31.359 Operationen dieser Art gezählt, sind es im vergangenen Jahr bereits 32.346 gewesen – eine Steigerung von ca. drei Prozent.

Der überwiegende Teil der Operationen von Herzklappen betrifft die Aortenklappe. Allein 11.183 konventionelle Aortenklappenersatz-Operationen wurden im Jahr 2015 in Deutschland vorgenommen. Die In-Hospital-Überlebensrate bleibt mit ca. 97 Prozent seit mehreren Jahren auf diesem Niveau konstant. In weiteren 1.372 Fällen wurde in Kombinationseingriffen die Aortenklappe ersetzt und die Mitralklappe rekonstruiert oder ebenfalls ersetzt.

Die Zahl kathetergestützter Aortenklappenimplantationen im Jahr 2015 beträgt laut DGTHG-Leistungsstatistik 9.831 (2014: 8.631). Allerdings erfasst die DGTHG-Leistungsstatistik nur diejenigen dieser Eingriffe, die aus den herzchirurgischen Fachabteilungen übermittelt wurden.

Der Vorstand der DGTHG begrüßt in diesem Zusammenhang die am 25. Juli 2015 in Kraft getretene „Richtlinie minimalinvasive Herzklappeninternventionen“ des Gemeinsamen Bundessausschusses, die für die Patientensicherheit im Zusammenhang mit diesen Verfahren, Struktur-, Prozess- und Personalvoraussetzungen verbindlich festlegt und deren Übergangsfrist Ende Juni 2016 endet.

Bei den 6.027 isolierten Operationen an der Mitralklappe setzte sich die Trends der letzten Jahre fort: Bei rund zwei Drittel der Operationen kann die patienteneigene Herzklappe rekonstruiert werden. In den übrigen Fällen wird die Mitralklappe durch eine Prothese ersetzt, dies auch vor dem Hintergrund, dass nicht jeder Herzklappenfehler für eine Rekonstruktion zugänglich ist. Auch die In-Hospital-Überlebensraten zeigen seit Jahren ein konstant hohes Niveau von ca. 98 Prozent für die Rekonstruktionen.

Herzunterstützungssysteme als alternative Therapie / Historischer Rückgang der Anzahl von Spenderherzen
Ein neues Rekordtief hat zum Bedauern der herzchirurgischen Fachgesellschaft die Zahl der Herztransplantationen erreicht. So konnten 2015 nur noch 283 Herztransplantationen durchgeführt werden, nachdem im vorvergangenen Jahr nur 294 Herz-Transplantationen zu verzeichnen waren. Gegenüber dem Jahr 1998, in dem der vorläufige Höchststand mit 526 Herztransplantationen erreicht worden war, ist dies ein Rückgang um mehr 40 Prozent. Ein wesentlicher Grund für diese Entwicklung ist die zurückgehende Bereitschaft der Bevölkerung zur Organspende.

Um die Patienten am Leben zu halten bis ein geeignetes Spenderorgan zur Verfügung steht, aber aufgrund der fehlenden Spenderherzen immer häufiger auch als permanente Therapie, wird von den Herzchirurgen zunehmend auf Herzunterstützungssysteme zurückgegriffen: 

  • Die Zahl der implantierten Herzunterstützungssysteme ist deutlich von 350 im Jahr 2005 auf 989 im vergangenen Jahr angestiegen, wobei die Systeme, die entweder die linke oder die rechte Herzkammer unterstützen, bei mehr als 90% der Patienten zum Einsatz kommen.
„Die Systeme werden immer kleiner, leistungsfähiger und einfacher in der Handhabung. Allerdings wird es nach heutigem Stand noch eine längere Zeit dauern, bis technische Systeme in ihrer Funktion einem transplantierten menschlichen Herz annähernd gleichwertig sind. 

Dies zeigt sich auch daran, dass die Zahl der sogenannten Kunstherzen, die das menschliche Herz gänzlich ersetzen, bisher nur sehr selten implantiert werden“, so Professor Welz.

Die Deutsche Gesellschaft für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie (DGTHG) vertritt als medizinische Fachgesellschaft die Interessen der über 1.000 in Deutschland tätigen Herz-, Thorax- und Kardiovaskularchirurgen im Dialog mit Politik, Wirtschaft und Öffentlichkeit.

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Schilddrüsen - Schlüssellochchirurgie - Operation: ABBA Methode - mit schöner Halsregion

Medizin am Abend Berlin:  Schilddrüsen-OP: ABBA sorgt für makellosen Hals

Frauen, die sich aufgrund eines Knotens der Schilddrüse einer Operation unterziehen müssen, können aufatmen. 

Dank der Methode des „Axillo Bilateral Breast Approach“ – kurz ABBA – kann der Eingriff ohne den sonst üblichen queren Schnitt in der Halsregion erfolgen. 

Die Klinik für Viszeral-, Thorax- und Gefäßchirurgie des Universitätsklinikums Carl Gustav Carus Dresden gehört deutschlandweit zu den wenigen Krankenhäusern, die diese Schlüsselloch-OP nun anbieten kann. 

Eine 32-jährige Dresdnerin ist die erste von dem Team um Klinikdirektor Prof. Jürgen Weitz operierte Patientin – der Eingriff fand Anfang Februar statt. 

 Dr. Sandra Leike zeigt Patientin Maria Streubel die Operationsinstrumente für den minimalinvasiven Eingriff bei der Schilddrüsen-OP.
 Dr. Sandra Leike zeigt Patientin Maria Streubel die Operationsinstrumente für den minimalinvasiven Eingriff bei der Schilddrüsen-OP. Holger Ostermeyer / Uniklinikum Dresden
 
Die Chirurgen erreichen die Schilddrüse, indem sie die für die speziell für Schlüssellochchirurgie hergestellten Operationsinstrumente über den Brustbereich und die Achsel einführen und unterhalb der Hautschicht bis zu dem Organ bewegen.

Neben dem guten kosmetischen Ergebnis – anstatt des mindestens vier Zentimeter langen Schnitts im Hals genügen nun drei wesentlich kürzere Schnitte – können die Operateure noch präziser vorgehen.

Denn im Bereich der Drüse verläuft ein Nerv, der die Stimmlippen steuert.

„Kalter Knoten“ nennen die Ärzte bestimmte Formen von Gewebeveränderungen der Schilddrüse. „Kalt“ deswegen, weil dieses Gewebe die Hormonproduktion nicht erhöht – ganz im Gegenteil zu den „heißen Knoten“. 

Trotzdem besteht auch bei ersteren Veränderungen Handlungsbedarf, weil sich daraus ein bösartiger Tumor entwickeln kann oder eventuell bereits ein solcher Tumor entstanden ist. 

Die „kalten Knoten“ werden in der Regel chirurgisch entfernt – ein Routineeingriff, den auch die Klinik für Viszeral-, Thorax- und Gefäßchirurgie jährlich mehr als 100 Mal pro Jahr vornimmt.

„Da wir bundesweit zu den führenden Zentren der minimal-invasiven Chirurgie gehören, sind wir sehr daran interessiert, die Bandbreite unserer Verfahren und der sogenannten Schlüssellochchirurgie stetig auszubauen“, sagt Prof. Weitz.

  • Vor allem komplexe Eingriffe an Speiseröhre, Magen und Darm sowie Bauchspeicheldrüse oder Gallenblase gehören zu den Spezialitäten der Klinik. Im Mittelpunkt steht dabei die Versorgung von Krebspatienten. 

Aber auch die Korrekturen von Leistenbrüchen und weitere Standard-OPs führen die Operateure der Klinik hundertfach im Jahr in der Schlüsselloch-Technik aus.

„Die große wie vielfältige Erfahrung meines Teams prädestiniert uns, neue Verfahren einzuführen. Das aber ist kein Selbstläufer, denn die Sicherheit der Patienten und die höchstmögliche Qualität stehen an erster Stelle. Deshalb haben Dr. Sandra Leike und ich mehrere OP-Kurse unter anderem bei Prof. Martin Strik, dem deutschen Pionier der ABBA-Methode, absolviert“, so Prof. Weitz weiter. Nach dieser Phase des Lernens haben die Oberärztin und der Klinikdirektor am 2. Februar erstmals eine Patientin mit der ABBA-Methode operiert. Die Dresdnerin erfüllt alle Kriterien, die für diese OP-Technik gefordert sind: Die Veränderung der Schilddrüse war ein „Kalter Knoten“ und hatte eine relativ geringe Größe.

Dr. Leike kann gut verstehen, dass sich Frauen für die neue Form des Eingriffs entscheiden:

„Es ist eine markante Stelle des Körpers – dort springt einem eine Narbe sofort ins Auge.“

Denn bei einer herkömmlichen Schilddrüsen-OP muss ein mindestens vier Zentimeter langer Schnitt gemacht werden. Genau vorhersehbar ist nicht, wie die Narbe verheilt. Manchmal bleibt es nicht bei einer feinen, unauffälligen Linie:

  • So besteht die Gefahr, dass sich deutlich sichtbares, überschießendes Narbengewebe bildet. Der Schnitt durch die Hautschichten des Halses und dem darunterliegenden Gewebe kann weitere Folgen kosmetischer Natur haben. 

Etwa ein leichter Lymphstau als Folge des Schnitts, so dass es zu einer sichtbaren Schwellung kommt.

Als einen weiteren Vorteil des minimalinvasiven Eingriffs der ABBA-Methode sieht Dr. Leike die höhere Präzision.

Dank der Videokamera, die zu den OP-Instrumenten gehört, sieht sie das zu operierende Gebiet in mehrfacher Vergrößerung auf einem Bildschirm. „Damit können wir noch genauer sehen, wo zum Beispiel die Nerven in Richtung der Stimmlippen verlaufen. Sie sollten auf keinen Fall verletzt werden“, erklärt Dr. Leike.

  • Mit der ABBA-Methode ist der Weg der OP-Instrumente zur Schilddrüse deutlich länger. Die in Hülsen mit einem Durchmesser von fünf Millimetern eingeführten Instrumente – die selber teilweise nur drei Millimeter dick sind - werden in dem unter der Haut befindlichen Fettgewebe bewegt. 

Dabei ist ein Schnitt nur nötig, um einmal die Oberhaut zu öffnen – in der Achsel sind dies 1,5 Zentimeter im Bereich der Brust lediglich fünf Millimeter. Danach reicht es den Operateuren aus, CO2 zwischen die Gewebeschichten zu drücken, um sich den Weg zu bahnen – absolute Routine bei jedem Minimalinvasiven Eingriff, beispielsweise auch bei Operationen an Magen und Darm oder bei der Korrektur eines Leistenbruchs.


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Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden
Klinik für Viszeral-, Thorax- und Gefäßchirurgie
Direktor: Prof. Dr. med. Jürgen Weitz
Tel.: 0351 458 2742
E-Mail: juergen.weitz@uniklinikum-dresden.de

Klinik für Viszeral-, Thorax- und Gefäßchirurgie
Patientenportal
Tel.: 0351 458 5400
E-Mail: klinikportal-vtg@uniklinikum-dresden.de
Holger Ostermeyer Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden


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Fokale kortikale Dysplasien: Epilepsie + Chiptechnologie

Medizin am Abend Berlin Fazit:  Epilepsie auf molekularer Ebe

Forscher untersuchen Zusammenhang zwischen fehlgebildeter Hirnrinde und der neurologischen Erkrankung 
 
Warum birgt eine strukturelle Unregelmäßigkeit im Schläfenlappen des Menschen ein erhöhtes Potenzial für epileptische Anfälle

Diese Frage beschäftigt Fachkreise schon seit Langem. Eine Gruppe von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern des Universitätsklinikums Freiburg, die dem Exzellenzcluster BrainLinks-BrainTools der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg angehören, hat in der Fachzeitschrift „Cerebral Cortex“ eine Studie vorgelegt, die einen Vergleich von fast 30.000 Genen umfasst.

Das Team beschreibt pathologische Prozesse im Gewebe bei einer Entwicklungsstörung der Großhirnrinde.

Die Studie ist die bislang größte dieser Art. Für das Team gilt sie als beispielhaft für die Zusammenarbeit zwischen Grundlagenforscherinnen und -forschern sowie Klinikerinnen und Klinikern.


Bildunterschrift: Siehe Pressemitteilung

Der Ausschnitt aus der Großhirnrinde zeigt die Myelinfasern, die die Nervenzellen elektrisch abschirmen (grün/lila).
Cerebral Cortex/Oxford University Press

Bei etwa 25 Prozent der auf bestimmte Bereiche begrenzten Epilepsien finden sich als „fokale kortikale Dysplasien“ bezeichnete krankhafte Veränderungen der Hirnrinde. 
  • Patientinnen und Patienten mit diesen Dysplasien weisen oft eine Resistenz gegen Antiepileptika auf. 
  • Der bislang wirkungsvollste therapeutische Ansatz ist, die betroffenen Areale zu entfernen, denn nach einer Operation kommen in der Regel keine epileptischen Anfälle mehr vor. 
Bisher konnten Forscher jedoch nur vermuten, welche molekularen Zusammenhänge zwischen der abweichenden Hirnrindenstruktur und dem Auftreten von Epilepsie bestehen.

Um zu einem detaillierten Verständnis zu gelangen, hat das Team um die Freiburger Neurobiologin Prof. Dr. Carola Haas verglichen, welche Gene bei fehlgebildetem Hirnrindengewebe und epileptischem, nicht fehlgebildeten Hirnrindengewebe exprimiert sind. 

Dazu nutzten die Forscher so genannte Microarrays, einer Chiptechnologie, die ursprünglich aus der Halbleiterindustrie stammt.

Auf diese Weise haben Haas und ihre Kolleginnen und Kollegen gezeigt, dass vor allem Faktoren, die für die Bildung von Myelin verantwortlich sind, im kranken Gewebe weniger stark ausgeprägt sind.

  • Bei Myelin handelt es sich um eine die Nervenzellen elektrisch abschirmende Schicht. 
  • Zusätzliche Analysen zeigten, dass die Struktur dieser Schicht aufgebrochen und durcheinander gebracht erscheint. 
  • Dadurch könnte die Leitung der Reize in der betroffenen Hirnregion nicht unerheblich eingeschränkt sein. 

„Möglicherweise lässt sich die Neigung zu Epilepsie bei der untersuchten Fehlbildung auf eine dadurch entstandene elektrische Überreizbarkeit jener Nervenfaserumhüllung zurückführen“, sagt Haas.

In weiteren Studien will die in der Klinik für Neurochirurgie ansässige Gruppe nun erforschen, was im fehlgebildeten Gewebe bei der Entwicklung von Myelin genau passiert.

Originalveröffentlichung:
C. Donkels, D. Pfeifer, P. Janz, S. Huber, J. Nakagawa, M. Prinz, A. Schulze-Bonhage, A. Weyerbrock, J. Zentner, C. Haas (2016): Whole Transciptome Screening Reveals Myelination Deficits in Dysplastic Human Temporal Neocortex..In: Cerebral Cortex., pp. 1-15.

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Über Google: Medizin am Abend Berlin


Prof. Dr. Carola Haas
Sektion Grundlagen epileptischer Erkrankungen
Klinik für Neurochirurgie des Universitätsklinikums Freiburg
Tel.: 0761/270-52950
E-Mail: carola.haas@uniklinik-freiburg.de

Levin Sottru
Science Communicator
Exzellenzcluster BrainLinks-BrainTools
Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
Tel.: 0761/203-67721
E-Mail: sottru@blbt.uni-freiburg.de
Rudolf-Werner Dreier Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau

360° TOP-Thema: Ab 55 Jahre : Vorsorge - Darmspiegelung - Koloskopie

Medizin am Abend Berlin Fazit:  Darmkrebsmonat März

Deutlich weniger Neuerkrankungen und Todesfälle seit Einführung der Vorsorge-Darmspiegelung

2002 wurde die Vorsorge-Koloskopie in das gesetzliche Krebsfrüherkennungs-Programm in Deutschland aufgenommen. 


Zwischen 2003 und 2012 sank die altersstandardisierte Darmkrebs-Neuerkrankungsrate in Deutschland um rund 14 Prozent, wie Wissenschaftler im Deutschen Krebsforschungszentrum nun berechneten. 

  • Der Rückgang zeigte sich am stärksten in den Altersgruppen ab 55 Jahren, in denen die Untersuchung angeboten wird. 

Die altersstandardisierte Darmkrebs-Sterblichkeit sank um fast 21 Prozent bei Männern und sogar um über 26 Prozent bei Frauen. 
 
  • Die Darmspiegelung ist Früherkennung und zugleich echte „Krebsvorsorge“; da eventuell entdeckte Krebsvorstufen direkt bei der Untersuchung entfernt werden können. 

Im Oktober 2002 wurde die „Vorsorge-Koloskopie“, so der Fachbegriff, für Versicherte ab 55 Jahren in das gesetzliche Krebsfrüherkennungsprogramm in Deutschland aufgenommen.

  • Zwischen 2003 und 2012 nahmen etwa 20-30 Prozent der Anspruchsberechtigten dieses Angebot wahr.

Hermann Brenner und seine Kollegen im Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) haben nun gemeinsam mit Wissenschaftlern vom Krebsregister Saarland und der Universität Lübeck untersucht, ob und in welchem Umfang die Vorsorge-Koloskopie bereits zehn Jahre nach ihrer Einführung Wirkung zeigt.

  • Da Darmkrebs sich in den meisten Fällen sehr langsam über viele Jahre entwickelt, wird der volle Effekt der Präventionsmaßnahme erst längerfristig zum Tragen kommen. 
  • Doch schon zwischen 2003 und 2012 sank die altersstandardisierte Neuerkrankungsrate in Deutschland um 13,8 Prozent bei Männern und um 14,3 Prozent bei Frauen
  • Die altersstandardisierte Darmkrebs-Sterblichkeit sank um 20,8 Prozent bei Männern und sogar um 26,5 Prozent bei Frauen.

Der starke Rückgang an neu diagnostizierten Darmkrebs-Fällen betraf selektiv die Altersgruppen ab 55 Jahren.

Zuvor war die Neuerkrankungsrate über mehrere Jahrzehnte angestiegen, erst im Untersuchungszeitraum kam es zur Trendumkehr.

  • In den Altersgruppen unter 55 Jahren, denen die Vorsorge-Untersuchung nicht angeboten wird, war dagegen kein vergleichbarer Rückgang der Neuerkrankungen zu beobachten.
Die beobachteten Muster sprechen dafür, dass die Vorsorge-Darmspiegelung ganz wesentlich dazu beiträgt, die Darmkrebs-Neuerkrankungsrate und Sterblichkeit in Deutschland zu senken. 

Nach den längerfristigen Erfahrungen aus den USA erwarten die Wissenschaftler, dass sich dieser Rückgang sowohl der Neuerkrankungsrate als auch der Sterblichkeit in den kommenden Jahren weiter deutlich fortsetzt und noch verstärkt.

„Bei der Koloskopie werden viele Tumoren in einem frühen Stadium mit guten Heilungschancen entdeckt, deshalb geht die Sterblichkeit sogar noch stärker zurück als die Neuerkrankungsrate“, erklärt der Epidemiologe Michael Hoffmeister vom DKFZ. Studienleiter Hermann Brenner ergänzt: „Heute gibt es in Deutschland jedes Jahr mehr als 60.000 Darmkrebs-Neuerkrankungen und mehr als 25.000 Darmkrebs-Todesfälle.

  • Die meisten dieser Fälle könnten durch eine Darmspiegelung vermieden werden – das ist das beste Argument dafür, dieses effektive Vorsorgeangebot zu nutzen!“.

Die Grundlage für die Berechnung der Neuerkrankungsrate waren die Daten der epidemiologischen Krebsregister, für die Berechnung der Mortalität die amtliche Todesursachenstatistik. Längerfristige Trends wurden anhand der Daten des Krebsregisters Saarland ermittelt, das bereits seit langem Krebsfälle vollständig erfasst.

Hermann Brenner, Petra Schrotz-King, Bernd Holleczek, Alexander Katalinic, Michael Hoffmeister: Rückgang der Darmkrebs-Inzidenz und Mortalität in Deutschland - Analyse zeitlicher Trends in den ersten 10 Jahren nach Einführung der Vorsorge-Koloskopie
Deutsches Ärzteblatt, 19. Februar 2016

Das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) ist mit mehr als 3.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die größte biomedizinische Forschungseinrichtung in Deutschland. Über 1000 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erforschen im DKFZ, wie Krebs entsteht, erfassen Krebsrisikofaktoren und suchen nach neuen Strategien, die verhindern, dass Menschen an Krebs erkranken. Sie entwickeln neue Methoden, mit denen Tumoren präziser diagnostiziert und Krebspatienten erfolgreicher behandelt werden können. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Krebsinformationsdienstes (KID) klären Betroffene, Angehörige und interessierte Bürger über die Volkskrankheit Krebs auf. Gemeinsam mit dem Universitätsklinikum Heidelberg hat das DKFZ das Nationale Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) Heidelberg eingerichtet, in dem vielversprechende Ansätze aus der Krebsforschung in die Klinik übertragen werden. Im Deutschen Konsortium für Translationale Krebsforschung (DKTK), einem der sechs Deutschen Zentren für Gesundheitsforschung, unterhält das DKFZ Translationszentren an sieben universitären Partnerstandorten. Die Verbindung von exzellenter Hochschulmedizin mit der hochkarätigen Forschung eines Helmholtz-Zentrums ist ein wichtiger Beitrag, um die Chancen von Krebspatienten zu verbessern. Das DKFZ wird zu 90 Prozent vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und zu 10 Prozent vom Land Baden-Württemberg finanziert und ist Mitglied in der Helmholtz-Gemeinschaft deutscher Forschungszentren.

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360°-TOP-Hinweis: Novovirus: Der Winter ist Hochsaison für Durchfallerreger

Medizin am Abend Berlin Fazit:  Norovirus: Nach der Erkrankung noch zwei Tage zu Hause bleiben

Wenn es kalt ist, haben Noroviren Hochsaison: 

Fast die Hälfte der im vergangenen Jahr in Deutschland registrierten 89 000 Infektionen fiel auf die Monate Januar bis März. 

Dabei umfasst die Zahl nur Fälle, bei denen das Magen-Darm-Virus durch eine Laboruntersuchung nachgewiesen wurde. 

Die tatsächliche Fallzahl liegt um ein Vielfaches höher. Der wirksamste Schutz besteht in häufigem und sorgfältigem Händewaschen, so die Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS). 

  • Erkrankte sollten zudem zwei Tage über das Abklingen der Symptome hinaus zu Hause bleiben. 
 
„Wenn Erkrankte zu früh wieder in Kontakt mit anderen Menschen treten, besteht ansonsten das Risiko, dass sich die Noroviren weiter ausbreiten“, erklärt Professor Dr. med. Andreas Stallmach, Direktor der Klinik für Innere Medizin IV am Universitätsklinikum Jena. Zudem gelte es, auch im Anschluss an eine Erkrankung auf sorgfältige Hygiene zu achten. 

„Der Körper scheidet die Viren noch über ein bis zwei Wochen aus“, so der Experte.

In den meisten Fällen sei es sinnvoll, zu Hause abzuwarten, bis Durchfall und Erbrechen vorbei sind.

Da die Krankheit dem Körper Wasser und Elektrolyte entzieht, sollten Patienten viel trinken: verdünnte Säfte, Brühe oder gezuckerter Tee können die Verluste ausgleichen. 

Selten müssen Betroffene eine Infusion bekommen, um den Flüssigkeitshaushalt auszugleichen. 

  • „Kinder unter fünf und ältere Menschen über 70 Jahren erkranken nicht nur häufiger, sondern oft auch schwerer als andere Altersgruppen“, betont Stallmach. 

Wenn Angehörige oder Pflegende feststellen, dass sich der Allgemeinzustand eines Patienten verschlechtert, sollten sie medizinische Hilfe suchen.  

Wichtig dabei: die Voranmeldung in der Klinik oder der Praxis.

Denn dort breitet sich das Virus weiter aus und gefährdet andere. 2014 kam es laut Robert Koch-Institut in deutschen Kliniken zu 850 Norovirus-Ausbrüchen mit über 9000 Infektionen.

„Für schwerkranke Patienten in Kliniken kann eine Norovirus-Infektion lebensbedrohlich sein.

  • Deshalb müssen Erkrankte soweit möglich isoliert werden.“

Der Experte erklärt, welche Möglichkeiten es gibt, sich vor Noroviren zu schützen: „Das Wichtigste ist, sich möglichst von Erkrankten fern zu halten und separate Toiletten zu benutzen“, so Stallmach.

  • Denn Noroviren sind hochansteckend. 

  • Stallmach: „Pflegende und Angehörige sollten beim Waschen von Kleidungsstücken und Handtüchern oder beim Toilettenputzen unbedingt Einmalhandschuhe nutzen.“ 

Damit beim Ausziehen der Handschuhe keine Erreger an die Hände gelangen, wenden Profis folgende Technik an:

  • Zunächst zieht die eine Hand den Handschuh der anderen ab und hält diesen Locker in der Hand. Dann krempelt die freie Hand vom Arm her vorsichtig den zweiten Handschuh über den ersten. Anschließend wandern beide in den Müll.

Da Noroviren gegenüber vielen Desinfektionsmitteln unempfindlich sind, bleiben sie auch nach sorgfältigen Putzaktionen meist noch im Umlauf. 

Sie überstehen Temperaturen von minus 20 bis plus 60 Grad Celsius und halten sich nicht nur im Privathaushalt, sondern auch in Kitas, Senioreneinrichtungen und Kreuzfahrtschiffen äußerst hartnäckig.

„Wir hoffen sehr auf die Impfstoffe, die derzeit in der Entwicklung sind und die zum Teil bereits in klinischen Studien getestet werden“, sagt DGVS-Experte Stallmach.

Die Krankheitslast und die wirtschaftlichen Kosten, die das Norovirus verursacht, seien enorm und könnten durch einen wirksamen Impfstoff drastisch gesenkt werden.

Die Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) wurde 1913 als wissenschaftliche Fachgesellschaft zur Erforschung der Verdauungsorgane gegründet. Heute vereint sie mehr als 5000 Ärzte und Wissenschaftler aus der Gastroenterologie unter einem Dach. Die DGVS fördert sehr erfolgreich wissenschaftliche Projekte und Studien, veranstaltet Kongresse und Fortbildungen und unterstützt aktiv den wissenschaftlichen Nachwuchs. Ein besonderes Anliegen ist der DGVS die Entwicklung von Standards und Behandlungsleitlinien für die Diagnostik und Therapie von Erkrankungen der Verdauungsorgane – zum Wohle des Patienten.

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Stressantwort in meiner Zelle: ADP-Ribosylierung des Chromatins: zelllären Stressreaktion

Medizin am Abend Berlin Fazit:  Exaktere Analyse der Zellreaktionen auf Stress

Stress in den Zellen des Körpers sind sowohl Ursache als auch Konsequenz von Entzündungskrankheiten oder Krebs. 

Die Zellen reagieren auf diesen Stress, um sich vor Schädigungen zu schützen. 

Forschende der Universität Zürich haben nun ein neues Verfahren entwickelt, mit der sich eine elementare Stressantwort viel detaillierter als bisher untersuchen lässt: 

die ADP-Ribosylierung des Chromatins. 

Langfristig soll diese Methode helfen, krankmachende Prozesse zu unterbinden. 

 Zellen in Kultur reagieren auf Stress mit massiver ADP-Ribosylierung (rot) im Zellkern (blau).
Zellen in Kultur reagieren auf Stress mit massiver ADP-Ribosylierung (rot) im Zellkern (blau).
Bild: Universität Zürich
 
  • Sind Zellen Stress ausgesetzt, werden verschiedene Reparatur- und Entgiftungsprozesse in Gang gesetzt, damit sich die Zellen vor Schädigungen schützen können. 
  • Stress wird durch Umweltfaktoren oder durch die körpereigene Reaktion auf Entzündungen verursacht, was zu Krebs oder Herzkrankheiten führen kann. 
Die Zellen reagieren, indem sie diverse Proteine chemisch modifizieren, so dass sich deren Aktivität und Funktion verändert. 

Zentral in dieser Stressantwort ist die ADP-Ribosylierung: 
  • Enzyme fügen dabei an bestimmten Stellen eines Proteins kleine Moleküle an oder entfernen sie, womit das Protein aktiviert oder deaktiviert wird. 
  • Dieser Schritt löst eine Kaskade von Prozessen aus, mit denen sich die Zelle dem Stress anpasst, um zu überleben.
  • Besonderes Augenmerk gilt unter anderem dem Schutz der Chromosomen, den Trägern der Erbinformation. 

Diese bestehen einerseits aus der genetischen Information sowie andererseits aus diversen Proteinen, um die die fadenförmige DNA gewickelt ist, dem Chromatin

  • Seit langem ist bekannt, dass einige der Chromatin-Proteine unter bestimmten Stressbedingungen ADP-ribosyliert werden, was der Zelle hilft, Stress-induzierte Schädigungen zu bewältigen. 

Doch wo genau die ADP-Ribosylierung am Chromatin stattfindet, war bislang unklar. Geeignete Verfahren, um diese Frage zu beantworten, fehlten.
Neue Methode erlaubt besseres Verständnis der zellulären Stressreaktion

Eine Gruppe von Wissenschaftlern des Instituts für Molekulare Mechanismen bei Krankheiten (ehemals Institut für Veterinärbiochemie und Molekularbiologie) der Universität Zürich hat nun eine neue Methode mit dem Namen «ADPr-ChAP» entwickelt, die den Nachweis der modifizierten Chromatin-Stellen erlaubt, die nach Zellstress entstehen. 

«Damit können wir genauer untersuchen, wo und wie die ADP-Ribosylierung die Struktur des Chromatins reguliert und diverse Prozesse wie die Vervielfältigung der DNA, deren Reparatur oder die Genaktivität steuert», erläutert Prof. Michael O. Hottiger, Leiter der Studie.

«Mit dieser Technik lässt sich viel detaillierter erforschen, welche Proteine ADP-ribosyliert werden – sowohl in Bezug auf das gesamte Genom wie auch an spezifischen Stellen. 

  • Und dies ermöglicht es, besser zu verstehen, wie eine Zelle auf einen bestimmten Stress reagiert», fasst Hottiger zusammen. 

Damit steht der Wissenschaft nun ein zuverlässiges Instrument zur Verfügung, um jene molekularen Signalwege zu identifizieren, die bei zellulären Stressreaktionen eine zentrale Rolle spielen. Langfristiges Ziel der Forschenden ist es, neue Möglichkeiten zu finden, um gezielt die krankmachenden Prozesse im Körper, beispielsweise bei chronischen Entzündungen oder Krebserkrankungen, zu unterbinden.

Literatur:
Giody Bartolomei, Mario Leutert, Massimiliano Manzo, Tuncay Baubec, and Michael O. Hottiger. Analysis of Chromatin ADP-Ribosylation at the Genome-wide Level and at Specific Loci by ADPr-ChAP. Molecular Cell, January 28, 2016. doi:10.1016/j.molcel.2015.12.025

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Prof. Michael O. Hottiger
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E-Mail: hottiger@dmmd.uzh.ch
Kurt Bodenmüller Universität Zürich

Biologicals: Blut-Hirn-Schranke

Medizin am Abend Berlin Fazit:  Mit neuen Wirkstoff-Fähren ins Gehirn vordringen

Neue Ansätze zur Behandlung von Erkrankungen des zentralen Nervensystems wie zum Beispiel Alzheimer oder Gehirntumore erforschen Wissenschaftler des Instituts für Pharmazie und Molekulare Biotechnologie der Universität Heidelberg. Zusammen mit einem Forscherteam aus den USA entwickeln Prof. Dr. Gert Fricker auf dem Gebiet der Pharmazeutischen Technologie und die Neurobiologin Prof. Dr. Ulrike Müller sogenannte Trägersysteme, die die Blut-Hirn-Schranke überwinden und damit wie eine Fähre bestimmte Wirkstoffe in das Gehirn einschleusen können. Das dreijährige Vorhaben wird als Schlüsselprojekt von der Else Kröner-Fresenius-Stiftung mit rund 560.000 Euro unterstützt. Die Forschungsarbeiten beginnen im April 2016.

  • Die Blut-Hirn-Schranke, die das zentrale Nervensystem vom Blutkreislauf abschottet, wird von den Gefäßwänden der Gehirnkapillaren gebildet und erlaubt nur wenigen Nährstoffen den freien Durchtritt. 
  • Insbesondere für Makromoleküle wie Proteine, DNA oder RNA ist die Barriere praktisch völlig undurchlässig. 
Genau diese Moleküle, sogenannte Biologicals, sind aber für die Therapie von Erkrankungen wie Alzheimer oder zur Behandlung von aggressiven Hirntumoren, den Glioblastomen, von besonderem Interesse, wie Prof. Fricker erläutert.

Seine Arbeitsgruppe hat nun spezielle Polymer-Nanopartikel entwickelt, die an ihrer Oberfläche modifiziert sind und ganz gezielt an die Blut-Hirn-Schranke andocken, diese überwinden und sich anschließend im Gehirn auflösen.

Nach Angaben von Prof. Fricker können diese Partikel mit niedermolekularen Wirkstoffen, das heißt Stoffen mit geringer Molekülmasse, „hoch“ beladen werden. Sie befördern dann die ansonsten nicht gehirngängigen Stoffe in das zentrale Nervensystem, wo therapeutisch notwendige Konzentrationen erreicht werden.

Das zugrundeliegende Konzept wird nun auf Biologicals übertragen, die von Prof. Müller und ihrer Kollegin Prof. Dr. Olivia Merkel von der Wayne State University Detroit (USA) bereitgestellt werden.

Ulrike Müller ist Spezialistin für die Erforschung der Alzheimer-Erkrankung. Die Heidelberger Neurobiologin und ihre Arbeitsgruppe liefern das Peptid APPsα, das Nervenzellen schützt und als Gegenspieler des toxischen ß-Amlyoids gilt.

Die ß-Amlyoid-Ablagerungen werden als eine der Hauptursachen von Alzheimer angesehen. 

Olivia Merkel und ihr Forschungsteam stellen sogenannte small interfering RNA-Moleküle zur Verfügung.

Mit Hilfe dieser kurzen Moleküle aus Ribonukleinsäure soll die Expression bestimmter Gene in Gehirntumoren abgeschaltet werden.

Die gemeinnützige Else Kröner-Fresenius-Stiftung dient der Förderung medizinischer Wissenschaft. Als Schlüsselprojekte unterstützt die Stiftung Vorhaben, die das Potential aufweisen, grundlegende und für ein ganzes Forschungsfeld richtungweisende Entdeckungen zu ermöglichen.

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Prof. Dr. Gert Fricker und Prof. Dr. Ulrike Müller
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Telefon (06221) 54-8336 (Fricker) und -6717 (Müller)
gert.fricker@uni-hd.de, u.mueller@urz.uni-hd.de
Marietta Fuhrmann-Koch Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg

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