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360° TOP-MFA-Thema: Überlebenschancen für unterkühlte Unfallopfer

Medizin am Abend Fazit: Bessere Überlebenschancen für unterkühlte Unfallopfer

Forscherteam schafft Grundlage für neue Wiederbelebungsrichtlinien bei schwer Unterkühlten mit Herzstillstand

Bei Unfallopfern mit Herzstillstand gilt allgemein die Regel, dass die begonnenen Wiederbelebungsmaßnahmen nicht unterbrochen werden dürfen bis der Patient wieder Lebenszeichen aufweist oder der Tod festgestellt wird. Eine neue Studie zeigt, dass im spezifischen Fall von stark unterkühlten Unfallopfern (Körperkerntemperatur unter 28°C) die Herzdruckmassage für den Transport im Gebirge immer wieder kurz unterbrochen werden kann, ohne das Überleben zu gefährden. 

 
In ausgesetztem Gelände stehen Bergretter bei der Behandlung von Patienten im Herzkreislaufstillstand oft vor dem Dilemma, dass eine lückenlose Wiederbelebung während des Transportes in ein Krankenhaus nicht möglich ist.

In den Alpen gab es in den vergangenen Jahren einige Fälle von stark unterkühlten Unfallopfern mit Herzstillstand, die trotz mehrmals unterbrochener Herzdruckmassage ohne bleibende Schäden überlebt haben. Rettungsdienste drängen seit Längerem auf eine Klärung des Sachverhaltes speziell für Unterkühlungsopfer im Herzstillstand, da die derzeitige Regelung ausnahmslos eine lückenlose Wiederbelebung vorschreibt.

Mediziner der britischen Cumbrian Mountain Rescue doctors, des Glenfield Hospital, des Südtiroler Forschungszentrums EURAC, der Medizinischen Universität Innsbruck und der Stanford Universität Kalifornien (USA) haben eine Studie dazu durchgeführt. Dort kommen die Forscher zu dem Ergebnis, dass bei der Wiederbelebung von stark unterkühlten Patienten kurze Pausen bei der Herzdruckmassage zugunsten des Transports gemacht werden können, ohne dass das Überleben dadurch in Gefahr gebracht wird oder mehr Hirnschäden auftreten. Kälte konserviert nämlich, und deshalb toleriert der Körper bei tiefen Körpertemperaturen einen Herzstillstand wesentlich länger als bei normaler Körpertemperatur.

Das neue Konzept übernahmen die Forscher von der Herz- und Gefäßchirurgie.

Dort werden Patienten in manchen Fällen absichtlich auf eine tiefe Körpertemperatur abgekühlt. Dann nämlich können die Chirurgen den Kreislauf für kurze Zeit unterbrechen, um die Eingriffe am Herzen oder an den großen herznahen Gefäßen durchführen zu können, ohne dass bleibende Hirnschäden befürchtet werden müssen. „Wir haben in unserer Studie zum einen umfassende Fallanalysen durchgeführt, zum anderen aber auch von der Herzchirurgie gelernt.

Wir schlagen daher vor, dass Retter und Notärzte bei schwer unterkühlten Patienten die Herzdruckmassage zur Wiederbelebung kurzzeitig unterbrechen, um den Patienten zu transportieren“, erklären Les Gordon von den Cumbrian Mountain Rescue doctors, Hermann Brugger von der EURAC in Bozen und Peter Paal von der Medizinischen Universität Innsbruck. „In der Praxis heißt das: Wenn schwer unterkühlte Patienten – bei einer Körperkerntemperatur unter 28°C - mit Herzstillstand aus unwegsamem Gelände evakuiert werden müssen und eine kontinuierliche Wiederbelebung nicht möglich ist, kann man abwechselnd fünf Minuten reanimieren, fünf Minuten transportieren und dies solange im Wechsel bis wieder eine kontinuierliche Herzdruckmassage möglich ist. Somit können Patienten aus entlegenen Gebieten unter Wiederbelebung zur Wiedererwärmung in ein Krankenhaus mit Herzlungenmaschine gebracht werden und müssen nicht aufgegeben werden“, so die Forschergruppe.

Das Ergebnis der Studie, das im internationalen Fachmagazin Resuscitation kürzlich publiziert wurde, schafft die Grundlage für einen Paradigmenwechsel innerhalb der bislang gültigen Rettungsrichtlinien. Im Laufe dieses Jahres sollen die Erkenntnisse in die Richtlinien der Internationalen Kommission für Alpine Notfallmedizin (ICAR Medcom) und des Europäischen Rates für Wiederbelebung (European Resuscitation Council, ERC) aufgenommen werden.

Medizin am Abend DirektKontakt

Viale Druso/Drususallee 1
39100 Bolzano/Bozen
Italien

Laura Defranceschi

Telefon: ++39 (0)471 055037
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E-Mail-Adresse: laura.defranceschi@eurac.edu

Stefanie Gius

Telefon: +39 (0) 0471 055 - 034
Fax: +39 (0) 0471 055 - 099
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Laura Defranceschi Europäische Akademie Bozen - European Academy Bozen/Bolzano

360° TOP-MFA-Thema: Die ärztliche Schweigepflicht http://www.dgaum.de

Medizin am Abend Fazit: Arbeitsmediziner: Die ärztliche Schweigepflicht ist eine unverzichtbare Basis jeder med. Tätigkeit

Stellungnahme des Präsidenten der Deutschen Gesellschaft für Arbeitsmedizin und Umweltmedizin (DGAUM), Professor Dr.med. Hans Drexler, Erlangen

Das schreckliche Ereignis des Germanwings-Flugzeugabsturzes hat nach Ansicht des Präsidenten der Deutschen Gesellschaft für Arbeitsmedizin und Umweltmedizin (DGAUM), Professor Dr. med. Hans Drexler, Erlangen, aktuell eine wenig qualifizierte bis hin sogar schädliche öffentliche Diskussion über die ärztlichen Schweigepflicht gegenüber Arbeitgebern ausgelöst. 

 
Für Drexler ist die erste und wichtigste Frage, ob durch eine gelockerte ärztliche Schweigepflicht dieser Absturz hätte verhindert werden können. Nach Ansicht der meisten Fachleute sei dies nicht der Fall. Wenn man alle Menschen mit depressiven Episoden oder Suizidgedanken als nicht geeignet für Berufe mit potentieller Drittgefährdung betrachten wollte – und das seien bei weitem nicht nur die Piloten von Flugzeugen – dann wäre eine moderne Gesellschaft nicht mehr arbeits- und handlungsfähig. Darüber hinaus seien Aussagen zur Prognose immer unsicher. Ein unauffälliger Untersuchungsbefund heute garantiert für Hans Drexler noch lange keine körperliche oder seelische Gesundheit zu einem späteren Zeitpunkt.

Die zweite Frage geht für den DGAUM-Präsidenten in Richtung der Folgen einer gelockerten ärztlichen Schweigepflicht gegenüber Arbeitgebern. Wenn sich ein Mensch mit gesundheitlichen Problemen nicht mehr auf die absolute Verschwie-genheit des Arbeitsmediziners gegenüber Dritten verlassen könne, werde dieser, nach Ansicht Drexlers, seinem Arzt wohl kaum noch Informationen anvertrauen, die seine berufliche Beschäftigung gefährden könnten. Es sei eine Illusion zu glauben, ein Arzt könne ohne Mitwirkung des betroffenen Menschen sicher und verlässlich körperliche oder seelische Erkrankungen erkennen. „Wenn durch eine Lockerung der ärztlichen Schweigepflicht das Vertrauensverhältnis zwischen Arzt und Klient gestört wird, ergibt sich mit Gewissheit eine geringere Sicherheit für die Unver-sehrtheit von Dritten“, so DGAUM-Präsident Hans Drexler. Der Arzt könnte nämlich die Indikation für Hilfsangebote, Therapien, kürzere Beratungs- und Untersuch-ungsfristen, Änderungen der Arbeitsverhältnisse u.v.a., die Schaden und Gefahr abwenden können, nicht mehr erkennen. Deshalb warnt der Präsident der DGAUM mit Nachdruck davor, das hohe Rechtsgut des Vertrauensverhältnisses von Arzt und Klient durch eine wenig differenzierte Diskussion um eine Lockerung der ärztlichen Schweigepflicht gegenüber Arbeitgebern zu gefährden.

Medizin am Abend DirektKontakt:

Professor Dr. med. Hans Drexler
Präsident DGAUM
Institut für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin
Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg
Schillerstraße 25/29
91054 Erlangen
Tel.: +49 (0) 9131 / 85 22 31 2
E-Mail: Hans.Drexler@ipasum.uni-erlangen.de ,
Dr. Thomas Nesseler
Deutsche Gesellschaft für Arbeitsmedizin und Umweltmedizin e.V.

Einladung zur Studie: Einzelkinder

Medizin am Abend Fazit: Entwicklungspsychologen suchen Einzelkinder für Studie

Wie Kinder lernen, die Wünsche anderer Personen zu verstehen, untersucht die Forschungsgruppe um die Entwicklungspsychologin Professorin Gisa Aschersleben. In einer aktuellen Studie wollen die Wissenschaftlerinnen herausfinden, ob Einzelkinder anders lernen, die Wünsche anderer Personen zu verstehen, als Kinder mit Geschwistern. Hierfür suchen die Forscherinnen der Saar-Uni Eltern mit Einzelkindern im Alter von fünf bis elf Jahren.

Wer mit seinem Kind an der Studie teilnehmen möchte, meldet sich bitte bei Marion Klein per E-Mail an m.klein(at)mx.uni-saarland.de oder per Telefon unter 0681 302-3877. 

 
Sind Einzelkinder besonders gut in der Lage, die Wünsche anderer Personen zu verstehen? Entwickeln Einzelkinder früher ein Verständnis dafür, dass andere Menschen etwas anderes denken oder fühlen als sie selbst? Welchen Einfluss haben Geschwister auf die Entwicklung von sozialen Fähigkeiten? Fragen wie diesen gehen Entwicklungspsychologinnen der Saar-Uni in einer aktuellen Studie auf den Grund. Daraus können die Wissenschaftler ableiten, wie sich die Fähigkeit, sich in andere Personen hineinzuversetzen im Kindesalter entwickelt, welchen Einfluss Geschwister auf diese Entwicklung haben und welche Vorteile Einzelkinder in der Entwicklung von sozial-kognitiven Fähigkeiten haben könnten.

Die Sitzungen zur Studie finden auf dem Saarbrücker Campus statt und dauern etwa 30 bis 45 Minuten. Für die Fahrtkosten wird eine Aufwandsentschädigung von 7,50 Euro gezahlt. Die Kinder erhalten für die Teilnahme ein kleines Geschenk. Die Daten werden vertraulich behandelt und nicht an Dritte weitergegeben.

Medizin am Abend DirektKontakt und Fragen beantwortet:

Dipl.-Psychologin Corina Möller
Entwicklungspsychologie
Tel.: 0681 302-3678
E-Mail: c.moeller(at)mx.uni-saarland.de
Melanie Löw Universität des Saarlandes

Einladung zur Studie: Tourette-Syndorm

Medizin am Abend Fazit: Tourette-Syndrom: Dresdner Uniklinikum vergleicht Einsatz von Medikamenten und Verhaltenstherapie

Für die Therapie von Tic-Erkrankungen wie dem Tourette-Syndrom kommen derzeit im Wesentlichen zwei Ansätze zum Tragen: ein medikamentöser und ein verhaltenstherapeutischer. Die Wissenschaftler um Prof. Christian Beste und Prof. Veit Roessner von der Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und des Universitätsklinikums Carl Gustav Carus Dresden wollen jetzt gemeinsam mit Kollegen der Universität Lübeck in einer Studie die genauen Mechanismen ermitteln, die jeweils bei den verschiedenen Ansätzen zu einer positiven Beeinflussung der Symptomatik bei den Patienten führen. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft unterstützt das Vorhaben über die kommenden zwei Jahre mit 300.000 Euro. 
 
Sowohl bei den Tourette-Patienten, die mit einer Verhaltenstherapie behandelt werden, als auch bei den medikamentös behandelten Betroffenen, werden die Forscher die Veränderungen bei den sogenannten TICS als auch auf der kognitiven Ebene genau festhalten. Dazu zählt ein Erfassen der Handlungskontrolle, also zum Beispiel der richtigen Reaktion unter Ablenkung, mittels neurophysiologischen Verfahren, wie dem Elektroenzephalogramm (EEG) und verwandter Techniken.

Die Entscheidung zur Teilnahme in der jeweiligen Studien-Gruppe treffen die Patienten und deren Eltern. Dafür suchen die Wissenschaftler in den kommenden Monaten jeweils 60 interessierte Patienten im Alter zwischen zehn und siebzehn Jahren. Im Anschluss an die mehrwöchige Therapie erfolgt dann eine eingehende neurophysiologische Untersuchung. Bei dieser Untersuchung wird das EEG aufgezeichnet, währen die Studienteilnehmer einfache Reaktionsaufgaben an einem Computer bearbeiten. Die Aufgaben erfassen unterschiedliche Aspekte der Handlungskontrolle. Mit dem EEG ist es möglich sehr zeitgenau die Hirnprozesse zu erfassen, die durch die einzelnen Therapieformen verändert werden und die Krankheitssymptomatik reduzieren.

„Wir wollen die Wirkweise einer Verhaltenstherapie relativ zu der Wirkweise einer medikamentösen Therapie ermitteln“, erklärt Christian Beste, Professor für Kognitive Neurophysiologie. „Wie genau funktioniert der Mechanismus, der zu einer positiven Beeinflussung führt; und unterscheiden sich die beiden Therapieformen darin?“ Denn das ist bisher nicht immer bekannt.


Christian Beste, Professor für Kognitive Neurophysiologie an der Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und –psychotherapie des Universitätsklinikums Carl Gustav Carus Dresden.
Christian Beste, Professor für Kognitive Neurophysiologie an der Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und –psychotherapie des Universitätsklinikums Carl Gustav Carus Dresden.
Foto: Technische Universität Dresden / Stephan Wiegand

Mit diesen Erkenntnissen sollen die Therapieleitlinien für die Behandlung des Tourette-Syndroms konkretisiert werden. Die Therapeuten sollen also anhand bestimmter Parameter zuverlässiger ermitteln können, welcher Ansatz – verhaltenstherapeutisch oder medikamentös – bei dem jeweiligen Patienten zum Einsatz kommen sollte.

Dazu soll im Anschluss an diese erste Untersuchung eine weitere multizentrische, randomisierte, doppelblinde und placebokontrollierte Studie folgen.

Patienten mit Tourette-Syndrom im Alter von zehn bis 17 Jahren, die Interesse an der derzeitigen Studie haben, können sich gern direkt bei der Klinik melden:



Medizin am Abend DirektKontakt

Universitätsklinikum Carl Gustav Carus
Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und –psychotherapie
Claudia Seifert
E-Mail :Claudia.Seifert3@uniklinikum-dresden.de
Tel. +49 (0)351 458-5435
Fax +49 (0)351 458-5875
Konrad Kästner Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden

Weitere Informationen für Medizin am Abend Beteiligte:
http://www.kjp-dresden.de

Veröffentlichung medizinischer Details des A320-Copiloten

Medizin am Abend Fazit: "NDR aktuell": Medizinrechtler kritisiert Veröffentlichung medizinischer Details des A320-Copiloten

"NDR aktuell": Medizinrechtler kritisiert Ärzte für Weitergabe medizinischer Details zum A320-Copiloten

Prof. Gunnar Duttge, Leiter der Abteilung für strafrechtliches Medizin- und Biorecht der Universität Göttingen, hat am 31. März in der Nachrichtensendung "NDR aktuell" des NDR Fernsehens kritisiert, dass die Ärzte medizinische Details des Copiloten Andreas L. weitergegeben hätten. Er räumt zwar ein, dass es Fälle gebe, in der die ärztliche Schweigepflicht nachrangig sei, etwa wenn es um die Abwehr erheblicher Gefahren gehe. Zum Beispiel, wenn der Patient Anzeichen zeigte, dass er künftig eine gravierende Straftat begehen könnte, gäbe es laut Duttge nicht nur ein Recht darauf, die Schweigepflicht zu brechen. Es bestehe dann sogar die Pflicht dazu, Informationen weiterzugeben.

In dem Fall des Copiloten Andreas L. gehe es aber nicht um die Abwehr einer Straftat, sondern um Strafverfolgung, so Duttge zu "NDR aktuell". Das Arzt-Patienten-Verhältnis sei rechtlich höher zu bewerten als die Belange der Aufklärung. Duttge hält zum Zweck der Gefahrenabwehr eine Änderung der Informationspflichten im Arbeitgeber-Arbeitnehmer-Verhältnis für möglich. "Ich halte es aber für keine gut Idee, jetzt zum Zwecke der Strafverfolgung das Arzt-Patienten-Verhältnis zu torpedieren. Und ich halte es nicht für richtig, dass Ärztinnen und Ärzte sich künftig als Erfüllungsgehilfen für die Staatsanwaltschaft empfehlen."

Medizin am Abend DirektKontakt:

Professor Dr. Gunnar Duttge
Tel. +49 (0)551 / 39-21620


Prof. Duttge 

Lehrstuhl für Strafrecht und Strafprozeßrecht
Postanschrift: Platz der Göttinger Sieben 6, 37073 Göttingen
Besucheranschrift: Platz der Göttinger Sieben 5 (Blauer Turm, MZG), 3. OG, 37073 Göttingen
Tel. +49 (0)551 / 39-21620
Fax +49 (0)551 / 39-21622
lduttge@gwdg.de

Norddeutscher Rundfunk Ralph Coleman Tel: 040-4156-2302

Ihr Ostern 2015 - Wirkliche Freilandhaltung oder tatsächliche Bodenhaltung Ihrer Hühner?

Medizin am Abend Fazit: "Panorama 3": Eier aus Freilandhaltung - häufig eine Mogelpackung

360° MFA - Zusatz-Information für Ihr Osterfest 2015 

 

http://www.praxisvita.de/lebensmittel-die-herzrhythmusstoerungen-vorbeugen# 

 

Eier, die unter dem Etikett "Freilandhaltung" verkauft werden, kommen mehrheitlich von Hühnern, die sich nicht im Freien aufhalten. Damit unterscheiden sich diese Eier sehr oft nicht von den preisgünstigeren Eiern aus Bodenhaltung. Das haben Recherchen des NDR Politikmagazins "Panorama 3" ergeben. Die Güteklasse "Eier aus Freilandhaltung" ist demnach häufig eine Mogelpackung.

Hühner in Freilandhaltung müssen laut gesetzlicher Vorgabe einen Freilauf von mindestens vier Quadratmetern haben. Trotz dieser Freilauffläche verlässt ein Großteil dieser Hühner den Stall nicht. Das gilt insbesondere für Großställe mit mehr als 10.000 Tieren. Das zeigen Luftaufnahmen: Direkt um den Stall herum ist der Boden meist kahl gefressen. Der größte Teil der Fläche dagegen ist grün, weil die Tiere dort nicht im Gras picken. Damit die Hühner die Fläche besser nutzen, müssten die Landwirte Anreize schaffen, also Unterstände für die Hühner errichten und Hecken, Büsche oder Obstbäume pflanzen. Doch solche Maßnahmen verteuern die Pflege der Freilauffläche.

Silvia Ey vom Geflügelwirtschaftsverband Mecklenburg-Vorpommern verweist im NDR Fernsehen darauf, dass Freilandhaltung erst seit wenigen Jahren praktiziert werde. Es sei sehr schwierig, die Hühner über eine große Fläche zu verteilen. Freilandeier seien aber "keine Mogelpackung, sondern ein realistischer Kompromiss zwischen den Wünschen der Verbraucher, ein Freilandei zu kaufen, und der wirtschaftlichen Machbarkeit, Freilandeier zu produzieren in Deutschland".

Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft bestätigt die Recherchen von "Panorama 3". Wie oft die Hühner ihre Freilauffläche nutzen, hänge "von einer Vielzahl von Faktoren" ab. Es sei aber ausreichend, dass die Verordnung "die Verfügbarkeit des Auslaufs ins Freie regelt". Eine Vorgabe, die festlege, wie viele Hühner in Freilandhaltung "tatsächlich ins Freie gehen, ist nicht praktikabel". Man arbeite mit den Ländern aber an einer Regelung, damit die Freilaufflächen so gestaltet werden, "dass möglichst viele Tiere auch tatsächlich ins Freie gehen".

Dabei nutzen nur 5,4 Prozent der Legehennen in Großställen den Auslauf. Zu diesem Ergebnis kam bereits im Jahr 2004 eine Studie der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft. Damals gab es allerdings noch nicht die Unterscheidung zwischen "Bodenhaltung" und "Freilandhaltung". Heute kostet ein Ei, das unter dem Etikett "Freilandhaltung" verkauft wird, rund fünf Cent mehr als ein Ei, das in der Güteklasse "Bodenhaltung" verkauft wird.

Die Freilandhaltung wird durch die EU-Verordnung 589/2008 geregelt, doch das Bundesministerium könnte jederzeit strengere Vorgaben auf nationaler Ebene anordnen.

Mehr zu "Panorama 3" unter www.NDR.de/panorama3

Medizin am Abend DirektKontakt 

Ich heiße Jan Körner und beschäftige mich bei Panorama 3 mit Fragen der Landwirtschaft und des Tierschutzes. Sie kennen Fälle von Verstößen gegen geltende Tierschutzbestimmungen? Oder wissen von Problemen mit verantwortlichen Behörden in diesem Bereich?

Dann schreiben Sie mir, entweder mithilfe des unten stehenden Formulars oder per Email an: panorama3.recherche@ndr.de Ich bin gespannt!

Norddeutscher Rundfunk http://www.ndr.de

Sarkoidose - Systemerkrankung

Medizin am Abend Fazit: Das Sarkoidosezentrum Würzburg stellt sich vor

Die Sarkoidose ist eine höchst facettenreiche Erkrankung, die sich am besten durch ein multiprofessionelles, erfahrenes Team erkennen und behandeln lässt. Das Sarkoidosezentrum des Uniklinikums Würzburg gibt am Samstag, den 18. April 2015, in einer öffentlichen Vortragsveranstaltung einen Überblick über aktuelle Diagnose- und Therapiemöglichkeiten der seltenen Systemerkrankung. 

Die Sarkoidose kann auch das Herz betreffen. Häufig finden sich dann knotige Vernarbungen (Pfeil) im Herzmuskel, die mit Hilfe einer MRT-Untersuchung nachgewiesen werden können.
Die Sarkoidose kann auch das Herz betreffen. Häufig finden sich dann knotige Vernarbungen (Pfeil) im Herzmuskel, die mit Hilfe einer MRT-Untersuchung nachgewiesen werden können. Bild: Uniklinikum Würzburg
 
Bei der Sarkoidose bilden sich – oftmals zwischen dem 20. und 40. Lebensjahr aus noch ungeklärter Ursache mikroskopisch kleine Bindegewebsknötchen. Diese Granulome können überall im Körper auftreten und bei zunehmender Größe und Anzahl zu Störungen der jeweiligen Organfunktionen führen. Die seltene Erkrankung manifestiert sich häufig in der Lunge, aber auch das Nervensystem, das Herz, die Gelenke, die Haut und die Augen können betroffen sein. „Die klinischen Symptome der Sarkoidose sind von Patient zu Patient oftmals sehr unterschiedlich. Aufgrund der Vielfalt ihres Erscheinungsbilds kann die Sarkoidose andere, häufige Erkrankungen imitieren“, sagt Privatdozent Dr. Theo Pelzer von der Medizinischen Klinik und Poliklinik I des Universitätsklinikums Würzburg (UKW). Der Herz- und Lungenspezialist fährt fort: „Für eine schnelle und sichere Diagnosestellung ohne Umwege sowie eine auf die Patientenbedürfnisse maßgeschneiderte Therapie müssen verschiedene medizinische Fachdisziplinen möglichst eng zusammenarbeiten.“

Teil des Zentrums für seltene Erkrankungen

Die dafür nötige organisatorische Struktur findet sich am Sarkoidosezentrum Würzburg. Die Einrichtung ist Teil des im vergangenen Dezember am UKW gegründeten Zentrums für seltene Erkrankungen (ZESE). „Das Würzburger Uniklinikum ist mit jährlich rund 700 behandelten Sarkoidose-Patienten ein bundesweiter Leistungsträger und Vorreiter“, unterstreicht Prof. Helge Hebestreit, der Sprecher des ZESE. Nach seinen Angaben verfügt das unterfränkische Krankenhaus der Maximalversorgung mit seinen Kliniken und Fachabteilungen nicht nur über die neuesten Methoden zur Diagnostik und Behandlung aller Formen der Sarkoidose, sondern auch über die erforderlichen Spezialisten, die sich seit vielen Jahren intensiv mit den Erscheinungsbildern der Krankheit auseinandersetzen.

Professionelle Hilfe bei Herzsarkoidose

Beispiel Herzbeteiligung: „Der granulomatöse Befall des Herzmuskels oder Granulome im Bereich des elektrischen Reizleitungssystems können eine Herzschwäche oder Herzrhythmusstörungen verursachen“, berichtet Dr. Pelzer. „Die Diagnose der Herzsarkoidose ist schwierig, die Granulome im Herzmuskel können jedoch von erfahrenen Untersuchern mit Hilfe spezieller radiologischer und nuklearmedizinischer Techniken, wie der Kernspintomographie oder der PET-CT sichtbar gemacht werden.“ Dabei sind die möglichen Auswirkungen der Herzsarkoidose nicht zu unterschätzen, schließlich kann sie zum plötzlichen Herztod und chronischem Herzversagen führen. Die Patienten des Sarkoidosezentrums Würzburg profitieren hier von der Expertise des am UKW angesiedelten Deutschen Zentrums für Herzinsuffizienz (DZHI). „Mit Hilfe der dortigen Experten werden die Hochrisikopatienten zuverlässig identifiziert. Diesen können wir, neben der medikamentösen Behandlung der Grunderkrankung, zum Beispiel die Implantation eines oftmals lebensrettenden Kardioverter-Defibrillators anbieten“, schildert Dr. Pelzer.

13 Referenten in drei Stunden
Diese und viele weitere Leistungen des Sarkoidosezentrums Würzburg sind Thema einer öffentlichen, kostenlos zu besuchenden Informationsveranstaltung im Zentrum für Operative Medizin des Uniklinikums Würzburg. Am Samstag, den 18. April 2015, referieren 13 Experten zwischen 10:00 und 13:00 Uhr in Kurzvorträgen laienverständlich über die Eigenschaften und Therapiemöglichkeiten der auch als „Chamäleon der Inneren Medizin“ bezeichneten Krankheit. Anschließend haben die Zuhörerinnen und Zuhörer die Gelegenheit zum persönlichen Gespräch mit den Referenten sowie zum Besuch einer begleitenden Ausstellung von Selbsthilfegruppen.

Das detaillierte Programm des Infotags kann im Internet abgerufen werden unter www.zese.ukw.de, Rubrik „Veranstaltungskalender“.

Medizin am Abend DirektKontakt

Susanne Just
Telefon: 0931/201-59447
Fax: 0931/201-60 59447
E-Mail-Adresse: just_s@ukw.de


360° Top-Thema: Bluttest zum Down-Syndrom - vorgeburtliche Blutuntersuchung

Medizin am Abend Fazit: Umstrittener Bluttest zum Down-Syndrom

Gesundheit/Kleine Anfrage

In einer interfraktionellen Kleinen Anfrage 18/4406 erkundigen sich Abgeordnete aller vier Bundestagsfraktionen über die neue vorgeburtliche Blutuntersuchung zur Feststellung des Down-Syndroms. Seit 2012 können den Angaben zufolge Schwangere in Deutschland mit einer einfachen Blutuntersuchung feststellen lassen, ob ihr Kind mit Down-Syndrom geboren wird. Bei dieser genetisch bedingten Erkrankung, auch Trisomie 21 genannt, kommt das Kind geistig behindert zur Welt.

Bislang müssten werdende Eltern diese Blutuntersuchung selbst bezahlen, heißt es in der Anfrage. Die Gesetzlichen Krankenkassen übernähmen die Kosten nur in Einzelfällen. Im April 2014 habe der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) beschlossen, im Fall der Bluttests das Beratungsverfahren für eine Erprobungsrichtlinie einzuleiten. Am Ende des Verfahrens könnten die Kosten für die Bluttests in den Leistungskatalog der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) aufgenommen werden.

Das Erprobungsverfahren lasse bislang keinen Raum für die notwendige gesellschaftliche Diskussion. Die Kostenübernahme wäre jedoch ein relevanter Schritt auf dem Weg zu einer Routineuntersuchung auf Down-Syndrom während der Schwangerschaft. Damit könnte die Erwartung verbunden sein, dieses Testangebot auch zu nutzen. Auf diese Weise würde möglicherweise Druck erzeugt, ein „perfektes Kind“ zu gebären, geben die Abgeordneten zu Bedenken.

Es könnte zu vermehrten Schwangerschaftsabbrüchen kommen.

Die Abgeordneten wollen nun unter anderem konkret wissen, wie sich die Zahl der mit Trisomie 21 geborenen Kinder in den vergangenen Jahren entwickelt hat und welche wissenschaftlichen Erkenntnisse zu dem neuen Bluttest vorliegen.

Glutamat-Rezeptor und mein Gehirn

Medizin am Abend Fazit: Bestimmter Glutamat-Rezeptor unterstützt optimale Informationsverarbeitung im Gehirn

Lernen und Gedächtnisbildung faszinieren die Forschung seit langem, und noch immer sind viele Fragen ungeklärt. Die Bochumer Neurowissenschaftler Prof. Dr. Denise Manahan-Vaughan und Dr. Hardy Hagena sind jetzt einem weiteren Baustein dieses komplexen Prozesses auf die Spur gekommen. Ein bestimmter Rezeptor, der metabotrope Glutamat 5-Rezeptor, dient als Schalter, um im Hippokampus, einer für das Gedächtnis entscheidenden Gehirnregion, gegensätzliche Formen der Anpassung zu aktivieren. Sie berichten in der aktuellen Ausgabe des „Journal of Neuroscience“. 
 
Kontaktstellen zwischen Nervenzellen verarbeiten verschiedene Informationen

Die Gehirnregion um den Hippokampus ist entscheidend an der Gedächtnisbildung und der Verarbeitung räumlicher Informationen beteiligt. Der Hippokampus selbst lässt sich in verschiedene Regionen unterteilen: den Gyrus dentatus, Cornu ammonis (CA) 3 und CA1. Die zu verarbeitenden Informationen durchlaufen wie in einer Einbahnstraße nacheinander diese drei Regionen, wobei jede Region unterschiedliche räumliche Informationen der Umwelt verarbeitet. Eine besondere Rolle spielt hierbei CA3. Sie erhält zum einen Informationen über die sogenannten Moosfasern (MF), die aus Nervenzellen des Gyrus dentatus stammen und mit den Pyramidenneuronen in CA3 Kontaktstellen bilden, die Synapsen, in diesem Fall MF-CA3-Synapsen. Zum anderen kommunizieren aber auch Nervenzellen aus der CA3-Region sowohl derselben als auch der benachbarten Gehirnhälfte über bestimmte Fasern – die assoziativ/commissural (AC)-Fasern – auf CA3-Zellen und bilden hier die AC-CA3-Synapsen. „Wir haben bereits gezeigt, dass diese zwei Synapsen unterschiedliche Arten von Informationen verarbeiten und dass diese unterschiedliche Art der Informationsverarbeitung vermutlich verantwortlich dafür ist, dass die CA3-Region eine wichtige Rolle beim Arbeitsgedächtnis sowie bei der ‚pattern completion‘ spielt, einem Vorgang, der dazu dient, dass wir eine gesamte und komplexe Erinnerung aus einem kleinen Fragment wiederherstellen können“, erklärt Hardy Hagena.

Anpassung an Anforderungen: synaptische Plastizität

Doch wie kommt es dazu, dass Informationen an MF-CA3- und AC-CA3-Synapsen unterschiedlich verarbeitet werden? Auf Ebene der Nervenzellen führt die Verarbeitung von Informationen zu einer Anpassung an die Anforderungen, also praktisch einem Gedächtniseffekt. Die Forscher sprechen von synaptischer Plastizität. Sie äußert sich in zwei Formen: als Langzeitpotenzierung (long-term potentiation, LTP), einer Verstärkung der synaptischen Übertragung, und als Langzeitdepression (long-term depression, LTD), einer Abschwächung der synaptischen Übertragung. Sowohl LTP als auch LTD codieren dabei verschiedene Arten von räumlichen Informationen. Vorangegangene Studien haben für verschiedene Hirnregionen gezeigt, dass der metabotrope Glutamat 5-Rezeptor (mGlu5-Rezeptor) eine bedeutende Rolle bei dieser lang anhaltenden Form der synaptischen Plastizität spielt.

Wie der Rezeptor die Gedächtnisbildung beeinflusst

„Aufgrund dieser Erkenntnisse war es besonders interessant herauszufinden, ob und inwiefern der mGlu5-Rezeptor die synaptische Plastizität und damit auch die Gedächtnisbildung in der CA3-Region beeinflusst“, erklärt Hagena. Die Forscher schalteten den Rezeptor pharmakologisch in MF-CA3-Synapsen aus und stimulierten dann die entsprechenden informationsübertragenden Fasern. Daraufhin stellten sie zwar keine LTP mehr fest, konnten aber weiterhin LTD beobachten. Im Gegensatz dazu kam es bei Ausschaltung des mGlu5-Rezeptors in AC-CA3-Synapsen zu einer Blockierung von LTD, aber nicht von LTP. „Diese Ergebnisse zeigen, dass bei einer Aktivierung des mGlu5-Rezeptors vorzugsweise LTP in den MF-CA3-Synapsen und LTD in den AC-CA3-Synapsen hervorgerufen wird“, folgern die Forscher.

Faszinierender Einblick in die Funktionsweise der Hippokampusregion

„Diese Ergebnisse erlauben uns einen faszinierenden Einblick in die Funktionsweise und Regulierung synaptischer Plastizität in der CA3-Region des Hippokampus“, so die Bilanz der Forscher. „Besonders interessant ist der Einfluss des mGlu5-Rezeptors, der bei Aktivierung, z.B. bei Lernvorgängen, bei der Verarbeitung neuer Informationen der Umwelt oder auch während Prozessen wie der ‚pattern completion‘ die Richtung der synaptischen Plastizität vorgibt, indem LTP bevorzugt an MF-CA3-Synapsen hervorgerufen wird und LTD an AC-CA3-Synapsen.“

Diese gegensätzliche Regulation der synaptischen Plastizität unterstützt eine optimale Informationsverarbeitung und -speicherung und unterstreicht die einzigartige Rolle dieser Region bei Lernvorgängen und der Gedächtnisbildung.

Titelaufnahme

H. Hagena, D. Manahan-Vaughan (2015): mGlu5 acts as a switch for opposing forms of synaptic plasticity at mossy fiber-CA3 and commissural associational-CA3 Synapses, The Journal of Neuroscience, DOI: 10.1523/JNEUROSCI.3417-14.2015

Medizin am Abend DirektKontakt

Dr. Hardy Hagena, Prof. Dr. Denise Manahan-Vaughan, Abteilung für Neurophysiologie, Medizinische Fakultät der Ruhr-Universität, 44780 Bochum, Tel. 0234/32-22042, hardy.hagena@rub.de; Denise.Manahan-Vaughan@rub.de
Dr. Julia Weiler Ruhr-Universität Bochum Redaktion: Meike Drießen

Phantomschmerz: Prothesentraining - Probanden mit Unterschenkel-Amputation gesucht

Medizin am Abend Fazit: Bessere Prothesen – weniger SchmerzArbeitsgruppe „Phantomschmerz“ der Universität Jena sucht Probanden mit Unterschenkel-Amputation 

Nach Amputation eines Armes oder Beines leiden viele Betroffene an oftmals schwer behandelbaren Phantomschmerzen in dem nicht mehr vorhandenen Körperteil. Neue Hoffnungen vermittelt hier ein von der Arbeitsgruppe „Phantomschmerz“ um Prof. Dr. Thomas Weiss vom Lehrstuhl für Biologische und Klinische Psychologie der Universität Jena (Leitung Prof. Dr. W. Miltner) entwickeltes Prothesentraining. Bei diesem 14-tägigen Training erlernten Unterarmamputierte mit Hilfe einer umgebauten herkömmlichen Prothese Greifbewegungen mit ihrer Prothese durch Rückmeldung der Griffstärke effizient zu kontrollieren. Daneben beobachtete man bei vielen Trainingsteilnehmern eine deutliche Linderung der Phantomschmerzen.

Die Erkenntnisse aus diesem Projekt werden inzwischen auch bei Patienten mit Amputation des Unterschenkels (unterhalb des Knies) angewandt. „Auch bei diesen Patienten, die wir mit einer vergleichbar umgebauten Unterschenkelprothese während eines ebenfalls 14-tägigen Trainings behandelten, konnten wir eine Linderung der Phantomschmerzen im Fuß und Unterschenkel beobachten. Auch das Gehen mit der Prothese auf unebenem Untergrund wurde deutlich verbessert“, so Prof. Weiss. In dieses Trainingsprogramm können aktuell zusätzliche Patienten nach Unterschenkelamputation im Alter zwischen 18 und 70 Jahren aufgenommen werden. Es spielt dabei keine Rolle, wie lang die Amputation zurück liegt.

Interessierte können sich über das Sekretariat des Lehrstuhls oder per E-Mail melden. Das Projekt wird von der Gesetzlichen Unfallversicherung Deutschland unterstützt. Teilnehmer, deren Rehabilitation durch die Berufsgenossenschaft gefördert wird, können auf Antrag für die Zeit der Trainingsteilnahme freigestellt werden.

Medizin am Abend DirektKontakt:

Prof. Dr. Thomas Weiss
Institut für Psychologie der Friedrich-Schiller-Universität Jena
Lehrstuhl für Biologische und Klinische Psychologie
Am Steiger 3, Haus 1
07743 Jena
Tel.: 03641 / 945140
E-Mail: thomas.weiss[at]uni-jena.de

Bianca Wiedemann M.A.

Langzeitstudien zu Diphtherie-Tetanus-Keuchhusten-Impfung

Medizin am Abend Fazit: Je höher die Impfquote, desto seltener der plötzliche Kindstod

Hintergrund-Fachlink:

http://www.praxisvita.de/impfungen-die-haeufigsten-fragen

Aussagen von Langzeitstudien zu Diphtherie-Tetanus-Keuchhusten-Impfung

Wissenschaftler der Charité – Universitätsmedizin Berlin konnten bei der Auswertung langfristiger Erhebungen einen statistischen Zusammenhang zwischen Impfverhalten und der Häufigkeit des plötzlichen Kindstodes feststellen. Innerhalb der vergangenen 40 Jahre schwankte in den USA die Impfquote entsprechend gesellschaftlicher Trends. Die Kindstodrate steht dabei in einem umgekehrten Verhältnis zur Impfabdeckung gegen Diphtherie-Tetanus-Keuchhusten. Veröffentlicht sind die Ergebnisse der Studie im Fachmagazin BMC Pediatrics*. 

 
Die Fälle von plötzlichem Kindstod gehen kontinuierlich zurück, dennoch bleiben sie ein Hauptgrund für den Tod von Säuglingen weltweit. Die Ursache ist weiterhin nicht bekannt, besonders gefährdet sind Neugeborene im ersten Lebenshalbjahr. Genau in diesen Zeitraum fallen die Impfungen gegen Keuchhusten, Diphtherie, Tetanus, Polio oder Haemophilus influenzae. Entgegen der Befürchtung von Impfskeptikern, Immunisierungen zögen Komplikationen oder ein erhöhtes Kindstodrisiko nach sich, zeigen die Zahlen der amerikanischen Impfbehörden und Gesundheitszentren ein anderes Bild: „Unsere Untersuchung ist als Hinweis zu sehen, dass die klassischen Impfungen im Säuglingsalter gegen Keuchhusten, Diphtherie, Tetanus, Polio oder Haemophilus influenzae nicht mit einem erhöhten Risiko für einen plötzlichen Kindstod verbunden sind. Sie scheinen sogar eher einen schützenden Effekt zu haben“, sagt Prof. Dr. Jacqueline Müller-Nordhorn, Leiterin und Sprecherin der Berlin School of Public Health (BSPH).

Bei der Suche nach signifikanten Veränderungen hinsichtlich der Sterblichkeitsrate durch plötzlichen Kindstod haben die Forscher zahlreiche Daten einbezogen, darunter auch Studien zur Schlafposition von Säuglingen im selben Zeitraum. Besonders deutlich wird in der aktuellen Untersuchung ein zeitlicher Kontext zu Impfempfehlungen oder gesellschaftlichen Stimmungen. In den 70er und 80er Jahren sinken in den USA die Impfquoten, verantwortlich sind Verunsicherungen in der Bevölkerung. Gleichzeitig steigt die Sterblichkeitsrate durch Kindstod um 27 Prozent zwischen 1968 und 1971 und um 47 Prozent zwischen 1971 und 1974. Später sinkt die Häufigkeit des Kindstodes wieder, beispielsweise um acht Prozent zwischen den Jahren 1991 und 2001. Der Trend ist eindeutig: Bei steigenden Impfquoten sinken zeitgleich die Fälle von plötzlichem Kindstod. Eine 10 Prozent höhere Quote in einer Bevölkerung, hier am Beispiel USA, verringert die Häufigkeit des plötzlichen Kindstodes um fast 10 Prozent.

Befürchtungen und Ängste bestimmen auch in Deutschland die Impfentscheidung von Eltern, wie die aktuell geführte Debatte um die Masernimpfung in Deutschland zeigt. Ein Beispiel ist der inzwischen mehrfach widerlegte Zusammenhang zwischen einer Masernimpfung und dem Entstehen von Autismus. Im Fall von Keuchhusten hat ein ebenfalls fälschlich kolportiertes, vermeintliches Risiko für Hirnschäden zu einem deutlichen Rückgang der Impfquoten in den 70er und 80er Jahren geführt. Medizinische Studien konnten in den Folgejahren kein solches Risiko feststellen. Impfquoten schwanken demnach entsprechend öffentlicher Meinung und Expertenempfehlungen. „In einigen Ländern, darunter Deutschland, wurde die Keuchhusten-Impfung sogar zeitweise aus den Empfehlungen herausgenommen und beispielsweise erst im Jahr 1991 wieder eingeführt“, so Müller-Nordhorn. Zahlen belegen: Parallel zur Wiederaufnahme der Keuchhusten-Impfung sinkt auch hier die Häufigkeit des plötzlichen Kindstodes. Wichtig im Falle jeder Schutzimpfung im Kindesalter ist allerdings nicht nur das „ob“, sondern auch das „wann“, also die Impfung im richtigen Zeitfenster. „Besonders tragisch wäre es, wenn Eltern die Impfungen hinauszögerten, um ihre Kinder vermeintlich zu schützen und damit möglicherweise das Gegenteil bewirken“, erklärt Müller-Nordhorn.

*Jacqueline Müller-Nordhorn, Chih-Mei Hettler-Chen, Thomas Keil, Rebecca Muckelbauer. Association between sudden infant death syndrome and diphtheria-tetanus-pertussis immunisation: an ecological study. BMC Pediatrics, Jan. 2015. doi: 10.1186/s12887-015-0318-7

Medizin am Abend DirektKontakt:

Prof. Dr. Jacqueline Müller-Nordhorn
Leiterin der Berlin School of Public Health (BSPH)
Charité – Universitätsmedizin Berlin
t: +49 30 450 570 872
jacqueline.mueller-nordhorn@charite.de
Dr. Julia Biederlack Charité – Universitätsmedizin Berlin

Weitere Informationen für die Medizin am Abend Beteiligten:
http://www.charite.de
http://bsph.charite.de/

Pille danach - Selbstmedikation - Zwischenstand

Medizin am Abend: "Pille danach": Rasantes Wachstum um 31 %

ErgänzungsLink: 

http://www.praxisvita.de/die-heilkraft-der-babypflanzen#

Seit zwei Wochen können Frauen die "Pille danach" ohne Rezept in der Apotheke kaufen. Wie der Branchendienst APOTHEKE ADHOC berichtet, wurden alleine in der ersten Woche fast ein Drittel mehr Packungen abgegeben als bislang üblich.
Nach Zahlen des Marktforschungsunternehmens IMS Health wurden in der 12. Kalenderwoche 13.500 Packungen der "Pille danach" in den Apotheken abgegeben. Hochgerechnet auf den ganzen Monat entspricht das 54.000 Packungen. Verglichen mit 41.000 Packungen im März 2014 ergibt sich ein Anstieg von 31 Prozent.

Zwar sind beide Wirkstoffe rezeptfrei. In der Selbstmedikation wurde bislang allerdings nur EllaOne (Ulipristal) abgegeben. Die Apotheken waren wegen der unklaren Rechtslage zu den noch nicht umgestellten Packungen der "Pille danach" mit Levonorgestrel offenbar vorsichtig.

Trotz des markanten Anstiegs erwartet der Hersteller HRA Pharma auf das Jahr gerechnet geringere Zuwächse. Im Startmonat März sei wegen der großen öffentlichen Aufmerksamkeit mehr zu erwarten gewesen, die Kurve werde aber abflachen, sagt HRA-Deutschlandchef Klaus Czort. Der Hersteller hatte mehr als 100.000 Packungen ausgeliefert.

Wachstumspotential für die Zukunft sieht Czort dennoch: In Deutschland gebe es einen Bedarf für den Fall von Risikosituationen - dazu zählen alle Arten von Verhütungspannen sowie ungeschützter Verkehr - von 2,4 Millionen Packungen pro Jahr. Davon sei man mit zuletzt 400.000 Packungen im Jahr noch sehr weit entfernt, so Czort.

Die Apotheken kommen mit der neuen Aufgabe offenbar gut zurecht. Mehrere Testkäufe bescheinigten, dass Abgabe und Beratung meist nach dem Leitfaden der Bundesapothekerkammer (BAK) durchgeführt werden.

Den vollständigen Beitrag sowie ausführliche Hintergrundinformationen finden Sie unter: www.apotheke-adhoc.de/nachrichten/wissenschaft/nachricht-detail-wissenschaft/pille-danach-ellaone-apotheke-levonorgestrel-otc-bfarm-hra-31-prozent/
 
APOTHEKE ADHOC ist der unabhängige Branchendienst für den Apotheken- und Pharmamarkt.

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APOTHEKE ADHOC Skalitzer Straße 68 10997 Berlin Telefon: +49 - 30 - 80 20 80 560 Fax: +49 - 30 - 80 20 80 569 E-Mail: info@apotheke-adhoc.de

ADHS - traumatische Gehirnverletzungen: Methylphenidat oder Atomoxetin

Medizin am Abend Fazit: Kinder und Jugendliche mit ADHS - Gehirnverletzungen sind seltener bei Einnahme von Medikamenten

Kinder und Jugendliche, die an der Aufmerksamkeits- und Hyperaktivitätsstörung (ADHS) leiden, haben ein geringeres Risiko für traumatische Gehirnverletzungen, wenn sie Methylphenidat oder Atomoxetin einnehmen. Dies zeigt eine Langzeitstudie zu ADHS bei Kindern und Jugendlichen in Deutschland, die das Leibniz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie - BIPS durchgeführt hat. Die Ergebnisse des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Projekts sind jetzt im amerikanischen Journal für Kinderheilkunde JAMA Pediatrics erschienen. 
 
Es ist bekannt, dass Menschen mit ADHS häufiger unfallbedingte Verletzungen, wie zum Beispiel Knochenbrüche, Kopfverletzungen, Verbrennungen und Vergiftungen, erleiden. Bislang fehlten allerdings eindeutige Hinweise zu der Frage, ob die medikamentöse Therapie mit Methylphenidat oder Atomoxetin das erhöhte Verletzungsrisiko verringern kann. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler vom Leibniz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie - BIPS und dem Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung sind dieser Frage in ihrer Studie bei Kindern und Jugendlichen mit ADHS nachgegangen.

Die Grundlage der Studie bildete die "Deutsche Pharmakoepidemiologische Forschungsdatenbank" (GePaRD), die Daten von etwa 17 Millionen Versicherten vier gesetzlicher Krankenkassen enthält. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler identifizierten 37.650 Kinder und Jugendliche zwischen drei und 17 Jahren, bei denen 2005 und 2006 ADHS neu diagnostiziert wurde, und verfolgten deren Daten bis 2009. Von dieser Gruppe wurden in der beobachteten Zeit 2.128 wegen einer Verletzung ins Krankenhaus eingeliefert, von denen 821 die Diagnose einer traumatischen Gehirnverletzung erhielten.

Für die 2.128 Kinder und Jugendlichen, die mit einer Verletzung im Krankenhaus behandelt wurden, erfassten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler alle Verordnungen der Substanzen Methylphenidat und Atomoxetin. Es zeigte sich, dass etwa über die Hälfte der Kinder und Jugendlichen auch eine Verschreibung von Methylphenidat oder Atomoxetin während der Beobachtungszeit bis 2009 erhielt; 92 Prozent der Verordnungen waren hierbei für Methylphenidat. Im Anschluss verglichen sie das Risiko, im Beobachtungszeitraum generell eine Verletzung oder eine traumatische Gehirnverletzung bei einer medikamentösen Behandlung zu erleiden, mit dem Risiko ohne Behandlung.

Es zeigte sich, dass während der Einnahme von Medikamenten die Wahrscheinlichkeit um 34 Prozent geringer war, wegen einer traumatischen Gehirnverletzung ins Krankenhaus eingewiesen zu werden. Wenn jedoch alle Verletzungen betrachtet wurden, die zu einer Einlieferung ins Krankenhaus führten, war das Risiko aus statistischer Sicht nicht eindeutig niedriger.

Prof. Dr. Edeltraut Garbe, Leiterin der Abteilung Klinische Epidemiologie am BIPS, erklärt: "Unsere Studienergebnisse zeigen, dass Kinder und Jugendliche mit ADHS ein niedrigeres Risiko für traumatische Gehirnverletzungen haben, wenn sie mit Methylphenidat oder Atomoxetin behandelt werden. Ob dieser Zusammenhang auch generell bei unfallbedingten Verletzungen besteht, muss weiter untersucht werden - unsere Studie deutet darauf hin, konnte dies aber nicht belegen."

Publikation:
Mikolajczyk R, Horn J, Schmedt N, Langner I, Lindemann C, Garbe E. Accident prevention by medication among children with attention deficit/hyperactivity disorder (ADHD) - A case-only study. JAMA Pediatrics. 2015; http://dx.doi.org/10.1001/jamapediatrics.2014.3275

Medizin am Abend DirektKontakt:

Leibniz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie - BIPS
Abteilung Klinische Epidemiologie
Prof. Dr. Edeltraut Garbe
Tel. 0421/218-56862
E-Mail garbe@bips.uni-bremen.de

Niklas Schmedt
Tel. 0421/218-56868
E-Mail schmedt@bips.uni-bremen.de

Anja Wirsing
Tel. 0421/218-56780
E-Mail presse@bips.uni-bremen.de

Weitere Informationen für Medizin am Abend Beteiligte

http://Publikation: http://dx.doi.org/10.1001/jamapediatrics.2014.3275

Forschung und Entwicklung in der Pharmaindustrie

Medizin am Abend Fazit: Forschung und Entwicklung in der Pharmaindustrie effizienter als gedacht

Trotz stetig erweiterter Regulierung der Zulassungsverfahren von
Medikamenten und den damit steigenden Kosten bleibt die Forschung und
Entwicklung in der Pharmaindustrie unerwartet effizient. Dies zeigt eine
Studie des European Center of Pharmaceutical Medicine (ECPM) der
Universität Basel. Die Resultate wurden in der Fachzeitschrift «Nature
Reviews/Drug Discovery» veröffentlicht.

Die Forschungs- und Entwicklungskosten von Medikamenten sind in den
letzten Jahrzehnten deutlich angestiegen, während gleichzeitig die Anzahl
an neu zugelassenen Medikamenten stagniert. Es stellt sich die Frage nach
den Faktoren, die für diese Situation verantwortlich sein könnten.

Um die Effizienz der Pharmaforschung zu überprüfen, analysierten
Forschende des ECPM nun die Daten zur Zulassung von Medikamenten durch die amerikanische Behörde «Food and Drug Administration» (FDA). Sie
untersuchten dabei welche Faktoren die Registrierung eines Medikaments
positiv beeinflussen.

Weniger Aufwand, schnellere Zulassung

Die Studie unter Leitung von Prof. Thomas D. Szucs umfasste insgesamt 257
Medikamente, die in den Jahren 2003 bis 2013 von der FDA zugelassen

wurden. Für die Bewertung der sogenannten Innovations-Effizienz
untersuchten die Forschenden verschiedene Parameter und Faktoren. Die
Studie zeigt: Obwohl noch Effizienzpotential besteht haben sich mehrere
Parameter in den vergangenen zehn Jahren eindeutig positiv entwickelt.

Die Forschenden entdeckten zudem, dass neue Medikamente schneller und mit
weniger Studienaufwand auf den Markt kommen, wenn sie das
Zulassungsverfahren in gewissen Kategorien durchlaufen. Allein die
Zugehörigkeit zu bestimmten Kategorien reduziert beispielsweise die
Wahrscheinlichkeit aufwändiger Schlüsselstudien – ein Verfahren das die
Wirksamkeit eines Wirkstoffs gegenüber Placebo prüft.

Insgesamt zeigen die Resultate, dass der Marktzugang von Medikamenten
heutzutage nicht verlangsamt ist. Entscheidend ist, dass «Industrie und
Behörden gemeinsam die Zulassungsverfahren weiterentwickeln damit
Patienten möglichst schnell von Innovationen profitieren», so Szucs.


Originalartikel
Rossella Belleli, Roland Fisch, Thomas D. Szucs
Efficiency indicators for new drugs approved by the FDA from 2003 to 2013
Nature Reviews Drug Discovery (2015), published online 27 February 2015,
doi: 10.1038/nrd4563

Medizin am Abend DirektKontakt 

Prof. Dr. Thomas Szucs, European Center of Pharmaceutical Medicine,
Universität Basel, Tel. +41 61 265 76 50, E-Mail: thomas.szucs@unibas.ch
Universität Basel, Olivia Poisson

Mach mir ein Ei - Achtung Sommerzeit: Die „Vögel-Uhr“

Medizin am Abend: Achtung Sommerzeit: Die „Vogel-Uhr“ steht jetzt auf Balz

Zeckenbiss: http://www.praxisvita.de/zeckenbiss-was-tun#

Am kommenden Wochenende (heute Nacht- von 02.00 auf 03.00 Uhr MESZ) ist es wieder soweit: Die Sommerzeit wird mit dem Umstellen der Uhren eingeleitet. Unsere heimischen Vögel brauchen keine Uhr, denn ihre Frühlingsgefühle sind vom Licht abhängig. „Da die Morgendämmerung jetzt von Tag zu Tag früher einsetzt, singen die Vögel auch früher“, erläutert Svenja Ganteför, Biologin der Deutschen Wildtier Stiftung. Das Piep-Konzert hat gute Gründe: Es geht um die Familienplanung. 
 
Das Liebesgeflüster während der Balz im Frühling ist hormonell bedingt und sehr anstrengend. Die Männchen wollen mit ihren kräftigen Stimmen Rivalen aus ihrem Revier verjagen, den Weibchen ihre Paarungsabsichten mitteilen und mit ihrem auffälligen Gefieder signalisieren: Ich bin gesund, ich bin stark, ich habe gute Gene, die ich an die Brut weitergebe! Um dem Gesang Nachdruck zu verleihen, präsentiert das Rotkehlchen die rote Brust, der Fasan seine blauen Kopffedern und roten Kinnlappen und der Star sein metallisch-glänzendes Prachtkleid. Der Gute-Gene-Look beim Haussperling sind beispielsweise der schwarze Brustfleck, die helleren Wangen und der deutlich dunklere Scheitel“, erklärt Svenja Ganteför. Eine kräftige Federfarbe, deutliche Musterung und ein vielfältiger Gesang sprechen für gute Gesundheit.

Ein Vogelmann, der von Parasiten gequält wird, hat schlechte Karten bei den Frauen.

Beim Gesang versuchen die Männchen mit Lautstärke, Dauer und Häufigkeit des Gesangs zu beeindrucken. Ein ordentliches Repertoire an Strophen ist dabei ebenfalls von Vorteil. Wer sein Liebeslied dann noch mit einer Tanzeinlage unterlegen kann, hat bei der Vogelhochzeit besonders gute Chancen. Männliche Rotkehlchen zittern mit den Flügeln und fordern in vorgeneigter Haltung zur Kopulation auf. Stare sträuben die Kehlfedern und rudern heftig mit den Flügeln, während sie ihr Balzlied singen. Amseln umkreisen die Auserwählte wie beim Tango mit erhobenem Kopf. Die Schwanzfedern werden aufgefächert, die Flügel rhythmisch gehoben und gesenkt. Meisen-Männer zeigen den Weibchen ihre Brust und schaukeln angeberisch mit dem Körper hin und her. Dann stellt das Männchen die Schwanzfedern auf und trippelt laut singend zur Seite, bis das Weibchen um Futter bettelt und damit signalisiert: „Mach mir ein Ei…!“

Der Spatzen-Mann lockt mit aufgeplustertem Gefieder und zeigt beim Singen seinen anschwellenden, schwarzen Brustlatz, während er ständig variierende Tschilptöne von sich gibt. Je größer der Brustfleck, desto fitter der Spatzenmann. Kommt ein interessiertes Weibchen vorbei, zeigt er sein Nest. Bei Erfolg hält die Spatzen-Ehe ein Leben lang.

Ärgern Sie sich am kommenden Wochenende nicht über die „verlorene“ Stunde beim Beginn der Sommerzeit. Gehen Sie mit Ihren Kinder in die Natur und belauschen Sie die Vögel.

Wussten Sie, dass unsere Kinder laut einer Emnid-Umfrage erschreckend wenig über Natur wissen? Mit der Janosch-Spatzenkiste will die Deutsche Wildtier Stiftung dem entgegenwirken: Diese Naturbildungskiste kann von Kitas und Grundschulen ausgeliehen werden. Als einmalige Frühlings-Aktion enthält jede Janosch-Spatzenkiste das neue Vogelmalbuch „Gefiederte Freunde“ kostenlos für jedes Kind aus der Projektgruppe!


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Eva Goris
Telefon: 040 9707869-13
E.Goris@DeWiSt.de
www.DeutscheWildtierStiftung.de

Weitere Informationen für Medizin am Abend Beteiligte:
http://www.deutschewildtierstiftung.de/de/wissen-lernen/naturbildung/lernen-mit-...

Atemwegserkrankungen im Kindesalter

Medizin am Abend Fazit: Ungleichgewicht im Stoffwechsel erhöht Risiko für Atemwegserkrankungen im Kindesalter

Gerät unser Stoffwechsel aus dem Gleichgewicht, kann das im Körper zu Entzündungsprozessen und einer Aktivierung des Immunsystems führen. In einer aktuellen Studie, die im Fachjournal Journal of Allergy and Clinical Immunology veröffentlicht wurde, konnten UFZ-Forscher nun zeigen, dass dies bereits bei Neugeborenen und Kindern im ersten Lebensjahr der Fall ist und im Zusammenhang mit der Entstehung von Atemwegserkrankungen im frühen Kindesalter steht. 

Der Stoffwechsel beeinflusst die Ausprägung von Atemwegserkrankungen. Das zeigen Untersuchungen Rahmen der Mutter-Kind-Studie „LiNA“, in der mehr als 620 Kinder umweltmedizinisch begleitet werden. Der Stoffwechsel beeinflusst die Ausprägung von Atemwegserkrankungen. Das zeigen Untersuchungen Rahmen der Mutter-Kind-Studie „LiNA“, in der mehr als 620 Kinder umweltmedizinisch begleitet werden. André Künzelmann, UFZ


Dringen Krankheitserreger in unseren Körper ein, wird unser Immunsystem in Alarmbereitschaft versetzt. Der Körper reagiert mit Entzündungsprozessen, und es wird eine Kaskade von Abwehrmechanismen in Gang gesetzt – mit dem Ziel, die unerwünschten Eindringlinge schnell und effektiv außer Gefecht zu setzen. Mitunter kann aber auch schon ein verändertes Gleichgewicht im Stoffwechsel die Ursache für eine entzündliche Immunantwort sein. Dann werden Kräfte mobilisiert, um einen Feind zu bekämpfen, den es gar nicht gibt.

„Wir wollten herausfinden, ob dieses Phänomen auch schon bei Neugeborenen und Kindern im ersten Lebensjahr vorhanden ist“, sagt UFZ-Forscherin Dr. Gunda Herberth. Ihre in der Fachzeitschrift Journal of Allergy and Clinical Immunology veröffentlichte Studie ist Teil der so genannten LiNA-Studie, in der sensible Entwicklungsphasen des Kindes untersucht werden mit Fokus auf Lebensstil, Umweltbelastungen und dem späteren Auftreten von Allergien und Atemwegserkrankungen.

Im Blut von Neugeborenen (Nabelschnurblut) und Kindern im ersten Lebensjahr fahndeten Herberth und ihre Kollegen nach einem möglichen Zusammenhang zwischen Stoffwechselprodukten und Immunparametern – und wurden fündig: War die Konzentration bestimmter Zucker – so genannter Hexosen – im Blut erhöht, war auch die Konzentration entzündlicher Immunparameter erhöht.

Eine hohe Konzentration anderer Stoffwechselprodukte, etwa Eiweißbausteine (Aminosäuren) oder Abbauprodukte von bestimmten Fetten, hemmte dagegen die Entstehung entzündlicher Parameter.

„Erhöhte Zuckerkonzentrationen im Blut führen also tatsächlich bereits bei Neugeborenen zur Entwicklung einer entzündlichen Immunantwort. Und die wiederum steht in einem direkten Zusammenhang mit der Entstehung von Atemwegserkrankungen im frühen Kindesalter“, erklärt Herberth. Den Befund ihrer epidemiologischen Untersuchung konnten die Forscher in in-vitro-Versuchen erhärten: In Zellkulturen zeigten Immunzellen, die Hexosen ausgesetzt waren, erhöhte Konzentrationen von Entzündungsparametern und solche, die Aminosäuren ausgesetzt waren, hemmten die Produktion entzündlicher Komponenten. Herberth: „Da bestimmte Aminosäuren offensichtlich auch vor Entzündungen schützen können, vermuten wir, dass maßgeblich das Verhältnis zwischen den Stoffwechselprodukten für die Entstehung entzündlicher Prozesse verantwortlich ist.“

In weiteren Untersuchungen wollen die UFZ-Forscher daher herausfinden, wie es überhaupt zu einer Verschiebung der Konzentration von Stoffwechselprodukten im Blut kommt: „Neben der Ernährung spielen sicherlich auch Umweltschadstoffe eine entscheidende Rolle“, sagt Herberth. „Wir wissen, dass beispielsweise Weichmacher in unseren Stoffwechsel eingreifen. Wie und wo genau sie unsere Stoffwechselwege verändern können – und das je nach Ausprägung mit weitreichenden Folgen – wird im Fokus unserer zukünftigen Forschung stehen.“

Publikation:
Endogenous metabolites and inflammasome activity in early childhood and links to respiratory diseases
Gunda Herberth, Kirsten Offenberg, Ulrike Rolle-Kampczyk, Mario Bauer, Wolfgang Otto, Stefan Röder, Konrad Grützmann, Ulrich Sack, Jan-Christoph Simon, Michael Borte, Martin von Bergen, Irina Lehmann, for the LINA Study Group
DOI: http://dx.doi.org/10.1016/j.jaci.2015.01.022

Die Untersuchungen der LiNA-Studie wurden von der Helmholtz-Gemeinschaft unterstützt.

Medizin am Abend DirektKontakt 

Dr. Gunda Herberth, Dr. Irina Lehmann
Department Umweltimmunologie
Telefon: +49-(0)341-235-1547, gunda.herberth@ufz.de
oder über:
Tilo Arnhold, Susanne Hufe
Telefon: +49-(0)341-235-1635, -1630
http://www.ufz.de/index.php?de=640

Weiterführende Links:
Schwerpunktthema „Allergien durch Chemikalien“: http://www.ufz.de/index.php?de=31549
LiNA-Studie (Lebensstil und Umweltfaktoren und deren Einfluss auf das Neugeborenen- Allergierisiko): http://www.ufz.de/index.php?de=10309
Umwelt- und Lebensstilfaktoren & Immunregulation
http://www.ufz.de/index.php?de=20052



Weitere Informationen für Medizin am Abend Beteiligte:
http://www.ufz.de/index.php?de=33684

Hustensaft hilft Diabetikern

Medizin am Abend Fazit: Veröffentlichung in Nature Medicine: Hustensaft hilft Diabetikern

Dextromethorphan, ein Wirkstoff in vielen rezeptfreien hustenstillenden Medikamenten, verbessert den Blutzucker bei Patienten mit Typ2-Diabetes. Dies haben Forscher der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf (HHU) und des Universitätsklinikums Düsseldorf (UKD) in Zusammenarbeit mit dem Profil Institut für Stoffwechselforschung GmbH bei Untersuchungen von Mäusen und Menschen herausgefunden. Ihre Ergebnisse veröffentlichen sie in der Online-Publikation der Zeitschrift Nature Medicine. 
 
Das Hormon Insulin ist entscheidend für den Zuckerstoffwechsel im Körper: Fehlt es an Insulin, kommt es zu einem Anstieg des Blutzuckers. Eine Überzuckerung des Blutes kann zu einem lebensbedrohlichen Zuckerschock oder langfristig zur Schädigung vieler Organe führen. Diabetes-Patienten sind häufig darauf angewiesen, mit Medikamenten die Insulinproduktion anzuregen. Im weiteren Krankheitsverlauf müssen viele von ihnen mehrmals täglich den Blutzuckerspiegel kontrollieren und diesen – entsprechend ihrer Nahrungsaufnahme – durch Spritzen von Insulin regeln.

In der Publikation in Nature Medicine zeigen die Düsseldorfer Wissenschaftler zusammen mit Kooperationspartnern, dass der Wirkstoff Dextromethorphan die sogenannten Betazellen in der Bauchspeicheldrüse dazu anregt, bei erhöhtem Blutzuckerspiegel mehr Insulin abzugeben. Hierdurch wird bei den Probanden der Blutzuckerspiegel verbessert, insbesondere werden Spitzen in der Blutzuckerkonzentration verringert.

Die Experimente weisen darauf hin, dass Dextromethorphan die Insulin-produzierenden Betazellen in der Bauchspeicheldrüse stärkt und sie möglicherweise vor einem Zelltod schützt. Dies könnte die Lage der Patienten langfristig verbessern: Denn häufig verschlechtert sich der Diabetes im Laufe der Zeit, weil Betazellen zunehmend weniger Insulin abgeben oder ganz absterben.

Auch Typ1-Diabetiker – bei denen die Betazellen durch eine Autoimmunreaktion sterben – können profitieren. Prof. Dr. Eckhard Lammert, Leiter des Instituts für Stoffwechselphysiologie der HHU, dazu: „Wir werden längerfristig unter ärztlicher Aufsicht untersuchen, ob die Gabe von Dextro-methorphan bei Typ1-Diabetikern während der Frühphase der Erkrankung eine Insulinfreiheit herbeiführen kann.“

Die vorgestellte Studie ist ein Gemeinschaftsprojekt vom Institut für Stoff-wechselphysiologie der HHU und des UKD mit dem Deutschen Diabetes Zentrum in Düsseldorf, dem Profil Institut für Stoffwechselforschung GmbH in Neuss, den MLM Medical Labs GmbH in Mönchengladbach sowie aus-ländischen Laboratorien.

Originalpublikation
Jan Marquardt, Silke Otter, Alena Welters, Alin Stirban, Annelie Fischer, Jan Eglinger, Diran Herebian, Olaf Kletke, Masa Skelin Klemen, Andraz Stozer, Stephan Wnendt, Lorenzo Piemonti, Martin Köhler, Jorge Ferrer, Bernard Thorens, Freimut Schliess, Marjan Slak Rupnik, Tim Heise, Per-Olof Bergg-ren, Nikolaj Klöcker, Thomas Meissner, Ertan Mayatepek, Daniel Eberhard, Martin Kragl & Eckhard Lammert, „Characterization of pancreatic NMDA re-ceptors as possible drug targets for diabetes treatment“

Online: DOI: 10.1038/nm.3822

Medizin am Abend DirektKontakt

Prof. Dr. Eckhard Lammert
Institut für Stoffwechselphysiologie
Telefon: +49 (0)211 81 14990
E-Mail: lammert@hhu.de  
Dr.rer.nat. Arne Claussen Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf

Suizidalen Krisen bei jungen Menschen

Medizin am Abend Fazit:

Seine Antrittsvorlesung als Honorarprofessor hält Chefarzt Gunter Vulturius am 16. April 2015 ab 17 Uhr im Hörsaal 2 im Hauptgebäude der Hochschule Merseburg. In seinem Vortrag stellt er Grundlagen, neue Erkenntnisse und eine Statistik zu suizidalen Krisen junger Menschen vor und erläutert, ob und wie die Psychiatrie helfen kann. 

Chefarzt Prof. Dr. Gunter Vulturius Chefarzt Prof. Dr. Gunter Vulturius
 
Suizide junger Menschen begegnen uns in den Nachrichten täglich. Der Begriff Selbstmordattentat ist schon so vertraut, daß wir die Geschehnisse nicht mehr weit an uns heranlassen. Die Taten sind Ausdruck großer Aggressionen, aber immer auch der Entscheidung der Täterinnen und Täter, sich selbst zu töten. Privat werden viele von uns damit konfrontiert, dass sich Menschen das Leben nehmen. Bei sehr jungen Menschen gehören Selbsttötungen zu den häufigsten Todesursachen.

Dr. med. Gunter Vulturius ist Chefarzt der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie am Basedow-Klinikum in Merseburg und seit Oktober 2014 Honorarprofessor an der Hochschule Merseburg. Er führt damit die Zusammenarbeit der beiden Einrichtungen fort, die Klinikgründer Wolfgang Scheffler vor vielen Jahren begonnen hatte. Vulturius ist Facharzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie und –psychotherapie und hat darüber hinaus zehn Jahre Berufserfahrung in der Erwachsenenspsychiatrie. Sein Lehrgebiet sind „Psychische Störungen und Erkrankungen in der Lebensspanne“.

Die Antrittsvorlesung ist für alle Interessierten offen. Im Anschluss findet im Foyer ein Empfang statt. Veranstaltungsort ist der Campus der Hochschule Merseburg, Eberhard-Leibnitz-Str. 2. Autofahrer/-innen können den Parkplatz Ulmenweg nutzen.

Medizin am Abend DirektKontakt

Ines Wahl M.A. Hochschule Merseburg

Telefon: 03461 46 2909
Fax: 03461 46-2958
ines.wahl@hs-merseburg.de

Weitere Informationen für Medizin am Abend Beteiligte
http://www.hs-merseburg.de

Den Thrombozyten auf der Spur

Medizin am Abend Fazit: Den Thrombozyten auf der Spur

Dr. Markus Bender ist neuer Leiter einer Emmy-Noether-Nachwuchsgruppe an der Universität Würzburg. Ausgestattet mit rund 1,2 Millionen Euro kann er in den kommenden fünf Jahren seiner Forschung nachgehen. Bei der dreht sich alles um Thrombozyten und deren Entstehung. 

Markus Bender Markus Bender Foto: Gunnar Bartsch
 
Thrombozyten, landläufig auch Blutplättchen genannt, sind für die Gerinnung von zentraler Bedeutung. Ihre Entstehung ist bislang nur bruchstückhaft verstanden, viele Details in diesem komplexen, biologisch einzigartigen Prozess sind noch ungeklärt. Der Biomediziner Dr. Markus Bender forscht seit etlichen Jahren erfolgreich an diesen Details. Jetzt kann er seine Arbeit intensivieren: Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) hat seinen Antrag auf Einrichtung einer Nachwuchsgruppe im Emmy-Noether-Programm bewilligt. Damit verbunden sind rund 1,2 Millionen Euro, mit denen Bender in den kommenden fünf Jahren die „Rolle von Mikrotubuli- und Aktinfilament-regulierenden Proteinen in der Megakaryo- und Thrombozytopoese“ – so der Name seines Forschungsprojekts – genauer untersuchen kann.

Abschnürungen ins Blutgefäß hinein

Was sich hinter dem komplizierten Titel verbirgt: Thrombozyten werden vom menschlichen Körper ein Leben lang gebildet. Die entscheidenden Prozesse finden dabei im Knochenmark statt. Spezielle Vorläuferzellen, sogenannte Megakaryozyten, siedeln sich in der Nähe von Blutgefäßen an und bilden dann lange, fingerförmige Fortsätze, die in die Gefäße hineinreichen. Abschnürungen dieser Fortsätze gehen ins Blut über und verwandeln sich dort in Thrombozyten. „Dieser gesamte Prozess ist sehr stark vom Skelett der Zelle, dem Zytoskelett, abhängig“, sagt Markus Bender. Mikrotubuli und Aktinfilamente sind die zentralen Bausteine dieses Skeletts. Wie sie miteinander interagieren und welche Proteine ihre Entwicklung steuern: Das alles wird Bender zusammen mit den Mitgliedern seiner neuen Nachwuchsgruppe untersuchen.

Bei Null starten muss das Team nicht. Bender hat bereits in den vergangenen Jahren wichtige Details der Thrombozytenentwicklung entschlüsselt. So konnte er beispielsweise zeigen, dass das Protein Profilin-1 für die Stabilisierung des Zellskeletts wichtig ist. Dieses Protein befindet sich in Blutplättchen von Patienten des Wiskott-Aldrich-Syndroms – einer Krankheit, bei der die Blutgerinnung und das Immunsystem der Betroffenen stark gestört sind – an ganz anderen Orten als im Normalfall. Dieser Befund weist darauf hin, dass das Protein an der Entstehung des Syndroms beteiligt ist. Für diese Forschungsleistung erhielt Bender Anfang des Jahres den mit 30.000 Euro dotierten „Bayer Thrombosis Research Award 2015“. Seine Erkenntnisse könnten dazu beitragen, in Zukunft neue Möglichkeiten zur Früherkennung und Behandlung dieser schweren Erkrankung zu entwickeln, schreibt der Stifter des Preises, die Bayer Science & Education Foundation.

Lebenslauf des Preisträgers

Die Kombination aus Grundlagenforschung und Nähe zur Anwendung in der Klinik ist es, was Bender an seiner Forschung fasziniert. Bereits als Schüler habe er sich für Medizin interessiert – allerdings auch damals schon mehr für die Seite der Forschung und weniger für die Behandlung von Patienten. Aus diesem Grund habe er sich an der Universität Würzburg für den Studiengang „Biomedizin“ eingeschrieben. „Der ist sehr nah an der Praxis, man arbeitet früh im Labor und kommt schnell mit Forschern in Kontakt“, sagt Bender.

Nach seinem Studium hat der heute 35-Jährige an der Würzburger Graduate School of Life Sciences promoviert. Auch in seiner Doktorarbeit untersuchte er die Dynamik des Zellskeletts und die Rezeptorregulation in Blutplättchen. „Ich habe das Glück gehabt, frühzeitig mein Thema gefunden zu haben“, sagt er heute. Was ihn an dieser Arbeit – neben den zahlreichen ungelösten Fragen – besonders fasziniert: „Man kommt sehr gut an das notwendige Material, sprich: Blut“. Und dank der Entwicklungen der vergangenen Jahre ließen sich sehr schnell Ergebnisse erzielen.

2012 erhielt Bender ein Forschungsstipendium der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG). Er absolvierte es bei Professor John H. Hartwig am Brigham and Women’s Hospital der Harvard Medical School in Boston (USA). Dort erforschte Bender ebenfalls die Rolle des Zellskeletts bei der Bildung von Blutzellen. Unter anderem war er dort an der Entwicklung einer Technik beteiligt, die es ermöglicht, den Abschnürprozess der Megakaryozyten live unter dem Mikroskop zu steuern und zu beobachten.

Seit 2014 führt Bender ähnliche Arbeiten am Würzburger Lehrstuhl für Experimentelle Biomedizin fort. Bis zum Start seiner neuen Aufgabe als Nachwuchsgruppenleiter wurde er dabei mit einem Rückkehrstipendium der DFG gefördert. Für die Rückkehr an die Universität, an der er schon studiert und promoviert hat, sprechen nach Benders Worten mehrere Gründe: „Der Standort ist top, hier gibt es die besten Voraussetzungen für das Gebiet, das ich bearbeite.“ Das gelte sowohl für die technische Ausstattung als auch für das Team am Lehrstuhl. „In dieser Kombination und Fülle gibt es das sonst nirgends“, so Bender.

Das Emmy-Noether-Programm

Im Emmy-Noether-Programm fördert die DFG herausragende promovierte Wissenschaftler, die internationale Erfahrungen in der Forschung vorweisen können. Benannt ist das Programm nach der deutschen Mathematikerin Emmy Noether (1882-1935). Mit diesem Programm will die DFG herausragenden Nachwuchswissenschaftlern einen Weg zu früher wissenschaftlicher Selbstständigkeit eröffnen.

Medizin am Abend DirektKontakt

Dr. Markus Bender, Lehrstuhl für Experimentelle Biomedizin, Universität / Universitätsklinikum Würzburg, T (0931) 31-85280, Bender_M1@ukw.de
Gunnar Bartsch Julius-Maximilians-Universität Würzburg

360° TOP-Thema: Innere Uhr - Zeitumstellung circadianen Rhythmus

Medizin am Abend Fazit: Neue Einblicke in die innere Uhr: Ras-Protein reguliert circadianen Rhythmus

Biochemiker der Ruhr-Universität Bochum haben neue Einblicke in die Entstehung des circadianen Rhythmus gewonnen. Sie zeigten, dass das Ras-Protein wichtig ist, um die innere Uhr zu stellen. Die Aktivität des Proteins bestimmt die Periodenlänge des circadianen Rhythmus. Ras ist auch daran beteiligt, die Periode als Antwort auf externe Zeitgeberreize wie Licht zu verschieben. Das Team um Prof. Dr. Rolf Heumann berichtet in der Zeitschrift „Molecular Neurobiology“. 
 
Ras-Aktivität variiert über den Tag hinweg

Die circadiane Uhr „tickt“ in jeder Körperzelle; der zentrale Taktgeber sitzt jedoch im Gehirn, im stammesgeschichtlich alten Nucleus suprachiasmaticus des Hypothalamus. Seine Aktivität gibt die Periodenlänge des Zyklus vor. Die innere Uhr ist nicht automatisch auf einen 24-Stunden-Rhythmus eingestellt; durch äußere Signale wie Licht, Bewegung oder Nahrungsaufnahme wird sie ständig nachjustiert. An dieser Regulation sind viele Proteine beteiligt, die in Signalkaskaden zusammenwirken. Ein zentraler Schalter solcher Signalkaskaden ist das Ras-Protein, das in einem aktiven und in einem inaktiven Zustand vorliegen kann. Die Bochumer Arbeitsgruppe zeigte an Mäusen, dass die Ras-Aktivität im Nucleus suprachiasmaticus während des Tages hoch ist und während der Nacht niedrig. Eine kurze Lichteinwirkung während der Nacht erhöhte die Ras-Aktivität.

Künstlich erhöhte Ras-Aktivität verändert circadianen Rhythmus

In Zusammenarbeit mit dem Frankfurter Team um Prof. Dr. Jörg Stehle untersuchten die Bochumer Forscher das Phänomen auch an genetisch veränderten Mäusen, deren Ras-Aktivität in den Nervenzellen des Gehirns erhöht war. In Folge schwankte die Aktivität im Nucleus suprachiasmaticus mit einer kürzeren Periode als normalerweise – ein weiterer Beleg für die Rolle des Ras-Proteins für den circadianen Rhythmus.

Zusammenspiel mit Enzym GSK3ß

Die Aktivität des Ras-Proteins hängt zusammen mit der Aktivität eines Enzyms aus dem Glykogen-Stoffwechsels, GSK3ß genannt. Es ist über Ras an der Regulation der inneren Uhr beteiligt. „Unsere Ergebnisse sind in einem größeren Kontext interessant“, sagt Rolf Heumann. „Andere Studien haben gezeigt, dass eine Fehlregulation des Enzyms GSK3ß zu Rhythmusstörungen führt und mit dem Krankheitsbild der bipolaren Störungen gekoppelt ist.“

Titelaufnahme

T. Serchov, A. Jilg, C.T. Wolf, I. Radtke, J.H. Stehle, R. Heumann (2015): Ras activity oscillates in the mouse suprachiasmatic nucleus and modulates circadian clock dynamics, Molecular Neurobiology, DOI 10.1007/s12035-015-9135-0

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Prof. Dr. Rolf Heumann, AG Molekulare Neurobiochemie, Fakultät für Chemie und Biochemie der Ruhr-Universität, 44780 Bochum, Tel. 0234/32-24230,  rolf.heumann@rub.de
Dr. Julia Weiler Ruhr-Universität Bochum

360° Osterhase - Buch-Empfehlung: "Die Männerlüge" – die Wahrheit über Testosteron

Medizin am Abend Fazit: "Die Männerlüge" – die Wahrheit über Testosteron

Das berühmte Männerhormon Testosteron ist immer dabei, wenn es um die ganz großen Themen unserer Zeit geht. Überschießendes Testosteron stürzt die Weltwirtschaft in die Krise, sinkendes Testosteron zwingt alternde Männer in die Knie, und künstliches Testosteron rettet das männliche Geschlecht vorm Aussterben. Prof. Dr. habil. Robin Haring, der im vergangenen Herbst seine Professur für vergleichende Gesundheitswissenschaften an der Europäischen Fachhochschule (EUFH) in Rostock antrat, hat zu diesem hochaktuellen Thema ein Buch mit dem Titel "Die Männerlüge" geschrieben, das pünktlich zur Leipziger Buchmesse erschienen ist. 
 
"Die Männerlüge" rechnet nun endlich mit populären Testosteronmythen ab. Unterhaltsam und anschaulich erklärt der Demograf und Epidemiologe Prof. Dr. habil. Robin Haring, was Testosteron kann (und nicht kann). Damit zeigt der EUFH-Professor erneut, dass Wissenschaft nicht trocken daherkommen muss, sondern ein spannender Teil des ganz normalen Lebens ist. Die längst überfällige Aufklärung basiert dabei auf neuesten Erkenntnissen aus Medizin, Psychologie und Verhaltensforschung.

Am Ende der Betrachtungen rund um Testosteron als soziales Verhaltenshormon, als Biomarker für Männergesundheit, als Maß für Lebensqualität im Alter und als Sündenbock gängiger Geschlechterklischees, steht die Erkenntnis, dass Mann mehr ist als sein Testosteronspiegel.

Prof. Dr. Robin Haring hat in Rostock ein Diplomstudium der Demografie absolviert und wandte sich danach verstärkt dem Thema Gesundheitsforschung und Public Health zu. Später konzentrierte er sich auf epidemiologische Themen und promovierte 2010 an der Universitätsmedizin Greifswald. Danach forschte er an der renommierten Boston University und habilitierte schließlich im Jahr 2013 wiederum in Greifswald, wo er bis zum September 2014 die Integrated Research Biobank (IRB) der Universitätsmedizin leitete, bevor er im WinterSemester 2014/15 zur EUFH wechselte.

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Renate KraftTelefon: 02232/5673410
Fax: 02232/567349
E-Mail-Adresse: r.kraft@eufh.de

Weitere Informationen für Medizin am Abend Beteiligte

http://www.eufh-med.de

"Mitnahme-Suizid" von Co-Pilot Andreas L.? - selbstgefährdendes Verhalten von Arbeitnehmern

Medizin am Abend Fazit: Steigende Zielvorgaben im Betrieb fördern selbstgefährdendes Verhalten von Arbeitnehmern

Stress am Arbeitsplatz führt oft zu überarbeiteten Mitarbeitern und ausgebrannten Managern. Eine Studie zeigt, dass immer weiter steigende Zielvorgaben nicht nur die Gesundheit der Beschäftigten beeinträchtigen, sondern auch ein
selbstgefährdendes Verhalten der Beschäftigten fördern. 


 
 
Freiheiten am Arbeitsplatz haben auch ihren Preis. Der steigende Ziel- und Ergebnisdruck in Unternehmen verleitet Beschäftigte in Deutschland dazu, mehr zu arbeiten, als ihnen gut tut. Damit wächst bei vielen die Gefahr, dass sie sich gesundheitlich selbst gefährden. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Gesundheitsmonitors von Bertelsmann Stiftung und BARMER GEK, für die rund 1.000 Erwerbstätige repräsentativ befragt wurden. Demnach legt knapp ein Viertel der Vollzeit-Beschäftigten in Deutschland ein Tempo vor, das es langfristig selbst nicht durchzuhalten glaubt. 18 Prozent erreichen oft die Grenze ihrer Leistungsfähigkeit, auf Pausen verzichten 23 Prozent. Jeder Achte erscheint krank im Unternehmen.


https://www.youtube.com/watch?v=kowSUxhiEEg

Selbstgefährdendes Verhalten äußert sich neben dem Verzicht auf Erholung im übermäßigen Konsum von scheinbar die Leistung steigernden Substanzen, wie Nikotin, Medikamenten oder dadurch, dass Sicherheits-, Schutz- und Qualitätsstandards unterlaufen werden.

Ursache hierfür sind häufig die permanent wachsenden Anforderungen:
42 Prozent der Befragten geben an, dass ihr Arbeitsumfeld durch steigende Leistungs- und Ertragsziele geprägt ist. Jeder Dritte weiß nicht mehr, wie er die wachsenden Ansprüche im Betrieb bewältigen soll. Dadurch komme es leicht zu einer Überforderung, bilanziert die Studie. Werden die Vorgaben dennoch erfüllt, gelte die übersprungene Messlatte schnell als neuer Standard.

Dass er dieser Spirale selbst entrinnen kann, glaubt nur jeder zweite Arbeitnehmer. 51 Prozent der Befragten geben an, keinen oder nur geringen Einfluss auf ihre Arbeitsmenge zu haben; über 40 Prozent sagen das auch über ihre Arbeitsziele.

Dr. Brigitte Mohn, Vorstand der Bertelsmann Stiftung, sieht daher zunächst die Unternehmen in der Verantwortung: "Das Management kann die Leistungskultur maßgeblich beeinflussen und durch realistische Arbeitsziele ein gesünderes Arbeitsumfeld schaffen."

Für den Vorstandsvorsitzenden der BARMER GEK, Dr. Christoph Straub, belegen die Studienergebnisse die Aktualität der politischen Diskussion über den Umgang mit Stress im Berufsleben. Straub begrüßte, dass im künftigen Präventionsgesetz nationale Präventionsziele vorgesehen seien, die auf die Bedürfnisse in der Arbeitswelt eingehen und vor allem die psychische Gesundheit fördern sollen. Klar sei aber auch, dass die Unternehmen selbst stärker engagiert sein müssten. "Wir brauchen in erster Linie keine neuen Rechtsvorschriften. Wir brauchen in Unternehmen eine Kultur, die Gesundheit als Voraussetzung für wirtschaftlichen Erfolg anerkennt und fördert."

Die Autoren der Studie, Dr. Anja Chevalier von der Deutschen Sporthochschule Köln und Prof. Gert Kaluza vom GKM-Institut in Marburg, schlagen deshalb vor, Arbeitsbedingungen so auszurichten, dass ein gesundheitsförderndes Arbeits- und Leistungsverhalten des Einzelnen möglich wird. Wenn regelmäßig offene, verbindliche und realistische Zielvereinbarungsgespräche geführt würden und die vereinbarten Ziele innerhalb der vertraglichen Arbeitszeit erreichbar seien, reduziere es das selbstgefährdende Verhalten. Aber auch die Beschäftigten selbst könnten zur Entlastung beitragen, betont Prof. Gert Kaluza. Es sei daher besonders wichtig, dass Arbeitnehmer ein Gefühl für die eigenen Grenzen entwickelten, damit sie ihr Leistungspotenzial auch langfristig optimal ausschöpfen könnten.

Zum Gesundheitsmonitor:

Der Gesundheitsmonitor analysiert seit über zehn Jahren Entwicklungen in der Gesundheitsversorgung. Bis heute wurden weit über 50.000 Versicherte und mehr als 2.500 Ärzte zu rund 150 gesundheitspolitisch relevanten Themen befragt. So werden Verhaltensmuster, Versorgungsprobleme und Fehlentwicklungen im Gesundheitssystem aufgedeckt. Die Analysen des Gesundheitsmonitors erscheinen als Buch und Newsletter. Sie helfen Fachleuten, gesundheitspolitische Informationslücken zu schließen und Reformkonzepte zu entwickeln. Herausgeber sind Bertelsmann Stiftung und BARMER GEK.

Medizin am Abend DirektKontakt

Dr. Jan Böcken, Telefon: 0 5 241 81 81 462

jan.boecken@bertelsmann-stiftung.de

Athanasios Drougias, BARMER GEK
Telefon: 0800 332060 991421
E-Mai: athanasios.drougias@barmer-gek.de

http://www.gesundheitsmonitor.de

Maria Droop Bertelsmann Stiftung

 

Fitnesshormon Irisin - Mythos oder Wundermolekül?

Medizin am Abend Fazit: Das „Fitnesshormon“ Irisin ist ein Mythos

Ein internationales Wissenschaftlerteam entzaubert den Traum vom leichten Abnehmen

Ein kürzlich entdecktes, scheinbares Fitnesshormon, das weißes Fettgewebe abschmelzen lässt, gehört ins Reich der Mythen. „Methodische Probleme bei der Entdeckung und Messung von Irisin führten auf eine falsche Spur, wie in unserer kürzlich erschienenen Studie gezeigt wurde“, sagte Steffen Maak (Foto), Leiter des Instituts für Muskelbiologie und Wachstum am Leibniz-Institut für Nutztierbiologie (FBN). Die Ergebnisse der internationalen Studie wurden jetzt im Scientific Reports* veröffentlicht. 


Prof. Dr. Steffen Maak Prof. Dr. Steffen Maak, Foto: FBN
 
Im Jahr 2012 sorgte ein Artikel in der Zeitschrift Nature mit der Beschreibung eines bis dahin unbekannten Faktors, der weißes in braunes Fettgewebe umwandelt und gespeichertes Fett „verbrennt“, weltweit für großes Aufsehen. Dieses in Anlehnung an die griechische Götterbotin Iris „Irisin“ genannte Hormon soll durch Abspaltung eines Teils von einem schon länger bekannten Membranprotein vor allem nach sportlicher Betätigung in den Blutkreislauf gelangen. Damit schien Irisin eine Verbindung zwischen körperlicher Aktivität und metabolischer Gesundheit herzustellen und ein großes therapeutisches Potenzial im Kampf gegen Übergewicht und Diabetes zu besitzen. Besonders verlockend erschien die Möglichkeit, durch Gabe einer „Irisin-Fitness-Pille“ und ohne größere Anstrengungen Fettpolster zum Schmelzen bringen zu können.

Widersprüchliche Studienergebnisse hatten erste Zweifel aufkommen lassen

Innerhalb von drei Jahren erschienen mehr als 200 wissenschaftliche Publikationen, die sich mit dem neuen Hormon, oft in Verbindung mit Krankheitsbildern wie Diabetes, Adipositas und chronischen Nierenerkrankungen auseinandersetzten. Die dabei publizierten Ergebnisse ergaben ein durchaus widersprüchliches Bild, so dass einige Zweifel an der Relevanz von Irisin zumindest für den Menschen aufkamen. In den meisten Studien wurden kommerziell angebotene ELISAs (Enzyme-linked Immunosorbent Assay) verwendet, ein antikörperbasiertes Nachweisverfahren. Die bei dieser Methode verwendeten Antikörper zur Bindung des im Blut zirkulierenden Irisins wurden nur mit reinem, künstlich hergestellten Irisin getestet, jedoch wurde nicht berücksichtigt, das zahlreiche Blutserumproteine ebenfalls unspezifisch an den Antikörper binden und falsch positive Signale liefern können. Solche falsch positiven Ergebnisse können die starken Schwankungen in den Angaben zur zirkulierenden Irisinmenge im Blut erklären, die in den zahlreichen Publikationen zu finden sind.

Mit Dr. Elke Albrecht und Prof. Steffen Maak interessierten sich zwei Dummerstorfer Wissenschaftler für Irisin, da es Hinweise gab, dass das Hormon stark von der Muskelmasse abhängig sei. Sie nutzten eine andere, Antikörper-basierte Methode, den Western Blot, um bei Rindern mit hoher oder niedriger Muskelmasse Irisin zu finden. Der Vorteil des Western Blots gegenüber dem ELISA ist die Tatsache, dass die Proteine zunächst nach der Größe aufgetrennt werden und anschließend mit Hilfe eines Markers die Größe des vom Antikörper erkannten Proteins abgeschätzt werden kann. Im Rinderblut konnte jedoch kein Protein in der für Irisin erwarteten Größe gefunden werden.

Kombinierte Blutproben-Untersuchungen von Menschen und Nutztieren liefern keinen Beleg für physiologische Bedeutung

Auf Basis dieser und einer weiteren eigenen Studie wurde eine internationale Kooperation initiiert. Gemeinsam mit weiteren Forschern aus dem Leibniz-Institut, den Gruppen um Harold P. Erickson (Duke University, Durham, USA), Christian A. Drevon (Universität Oslo, Norwegen) und Vincenz Gerber (Universität Bern, Schweiz) wurden verschiedene Methoden zu Untersuchungen an Blutproben von Mensch und Nutztieren kombiniert. Dabei konnte gezeigt werden, dass Irisin
höchstwahrscheinlich keine physiologische Bedeutung bei den untersuchten Spezies hat.


In Zellkulturen erzeugtes, künstliches Irisin wurde mit verschiedenen Antikörpern durchaus schon in geringen Konzentrationen nachgewiesen, wenn es Rinderblutproben zugegeben wurde. Jedoch war in keiner der Proben von den untersuchten Spezies „natürliches“ Irisin vorhanden. „Die Tatsache, dass weder bei Menschen nach Absolvierung eines Trainingsprogrammes noch bei Pferden nach einem Langstreckenrennen über 160 km Irisin im Blutkreislauf zu finden war, zeigt, dass Irisin doch eher ein Mythos als ein Fakt ist“, erklärte Steffen Maak. „Unsere Ergebnisse verdeutlichen, dass eine umfassende Validierung von Messmethoden im Zielgewebe unverzichtbar ist und tragen hoffentlich zur Beendigung der kontroversen Diskussion um das scheinbare Wundermolekül Irisin bei.“

*Originalveröffentlichung in Scientific Reports
Albrecht E, Norheim F, Thiede B, Holen T, Ohashi T, Scherin L, Lee S, Brenmoehl J, Thomas S, Drevon CA, Erickson HP, Maak S. Irisin – a myth rather than an exercise-inducible myokine. Sci Rep 5, 8889, DOI: 10.1038/srep08889 (2015), http://www.nature.com/srep




Das Institut für Muskelbiologie und Wachstum am FBN leistet einen Beitrag zur Erforschung von Wachstums- und Stoffwechselprozessen bei Nutztieren.
Fotos: FBN
Das Institut für Muskelbiologie und Wachstum am FBN leistet einen Beitrag zur Erforschung von Wachstums- und Stoffwechselprozessen bei Nutztieren. Die Erkenntnisse liefern Grundlagen für eine Ressourcen schonende und effiziente Erzeugung von Fleisch für die menschliche Ernährung.

Medizin am Abend DirektKontakt

Leibniz-Institut für Nutztierbiologie (FBN)
Wilhelm-Stahl-Allee 2, 18196 Dummerstorf
Institut für Muskelbiologie und Wachstum
Leiter Prof. Dr. Steffen Maak
T +49 38208 68-850
E maak@fbn-dummerstorf.de

Wissenschaftsorganisation Dr. Norbert K. Borowy
Wilhelm-Stahl-Allee 2, 18196 Dummerstorf
T +49 38208-68 605
E borowy@fbn-dummerstorf.de
http://www.fbn-dummerstorf.de

Nervenfaserverbindungen - Mowat Wilson Syndrom

Medizin am Abend Fazit: Verknüpfungen innerhalb des Gehirns

Neue Erkenntnisse über das Entstehen von Nervenfaserverbindungen
Bei der Ausbildung von Verbindungen zwischen den Nervenzellen spielen Proteine, insbesondere das SIP1 genannte Protein, eine entscheidende Rolle. Ist es abwesend, verzögern sich Wachstum und Verzweigung der Nervenfasern. 


Die Folge: Krankheiten, die mit motorischen und geistigen Einschränkungen einhergehen, wie das Mowat Wilson Syndrom. Den zugrundeliegenden molekularen Mechanismus haben Wissenschaftler der Charité – Universitätsmedizin Berlin nun weiter aufgeklärt. Die Ergebnisse der aktuellen Studie sind im Fachmagazin Neuron* veröffentlicht. 
 
Sprache, Mathematik, Kunst, Kommunikation – diese und viele andere Leistungen ermöglicht das menschliche Gehirn mit seiner hochkomplexen Struktur. Entscheidend dabei ist, dass die Nervenzellen untereinander richtig vernetzt sind. Milliarden von Neuronen tauschen über Nervenfaserverbindungen, die Axone und Dendriten, Informationen aus. Fehlen diese Verbindungen oder sind sie aufgrund von Entwicklungsstörungen nur mangelhaft ausgebildet, kommt es zu gravierenden Beeinträchtigungen der intellektuellen oder physischen Fähigkeiten. Das Protein SIP1 wird vom gleichnamigen Gen kodiert und initiiert die Funktionen einer Reihe von weiteren Genen. Auf molekularer Ebene beeinflusst SIP1 die Bildung neuronaler Verbindungen. Den Forschern um Prof. Dr. Victor Tarabykin, Direktor des Institutes für Zell- und Neurobiologie, ist es nun gelungen, diesen direkten Zusammenhang im Tiermodell aufzuzeigen.

Zur Ausbildung von Nervenfaserverbindungen benötigt es Zellbausteine, die Mikrotubuli. Diese bilden ein intrazelluläres Gerüst, das Zellen ihre charakteristische Form gibt. Mikrotubuli sind außerdem Hilfsmoleküle für zahlreiche zelluläre Funktionen. In Neuronen aktiviert das Protein SIP1 die Bildung eines weiteren Proteins namens Ninein. Das Protein Ninein wiederum bindet Mikrotubuli innerhalb der Axone und stabilisiert diese Strukturen. „In Anwesenheit von Ninein kann das Mikrotubuli-Gerüst effektiv aufgebaut werden und damit den Nervenverbindungen effektives Wachstum ermöglichen,“ erklärt Swathi Srivatsa, Erstautorin der Studie. „Fehlt jedoch SIP1, ist auch das Level von Ninein im Neuron reduziert. Dadurch werden Mikrotubuli destabilisiert und eher abgebaut, was zu einem verminderten Wachstum und geringerer Verzweigung des Axons führt.“ Letztendliche Folge: Wichtige neuronale Verbindungen werden nicht ausgebildet. Im schlimmsten Fall fehlen ganze axonale Leitungsbündel zwischen verschiedenen Regionen des Gehirns oder ist die Verbindung zwischen beiden Gehirnhälften, beziehungsweise zum Rückenmark, nicht angelegt. Diese aktuellen Erkenntnisse tragen zu einem besseren Verständnis der molekularen Prozesse bei, die an der Entwicklung des Gehirns und seinen Verbindungen beteiligt sind, ebenso bereiten sie den Weg für künftige Studien.

*Swathi Srivatsa, Srinivas Parthasarathy, Zoltán Molnár and Victor Tarabykin. Sip1 downstream effector ninein controls neocortical axonal growth, ipsilateral branching and microtubule growth and stability. Neuron, March 2015. doi: 10.1016/j.neuron.2015.01.018

Medizin am Abend DirektKontakt:

Prof. Dr. Victor Tarabykin
Direktor des Instituts für Zell- und Neurobiologie
Charité – Universitätsmedizin Berlin
t: +49 30 450 528 418
E-Mail: victor.tarabykin@charite.de

Dr. Julia Biederlack

Weitere Informationen für Sie als Medizin am Abend beteiligte Leserschaft:
http://www.charite.de

http://cbn.charite.de/en/research/cell_biology_and_neurobiology/cortical_develop...

http://www.neurocure.de/